
Dem Juristen Martin Hagleitner liegt als Chef der Austria Email AG, ein Hersteller von Heizungs- und Warmwassersystemen, die Energiewende am Herzen. Allerdings nicht zum Preis zu hoher Förderungen, wie er im KURIER-Gespräch ausführt. Er hofft indes auf steigende Bautätigkeit.
KURIER: Wie ist 2024 für Austria Email verlaufen?
Martin Hagleitner: Nach acht Jahren mit deutlichen Umsatzzuwächsen hat es einen massiven Geschäftseinbruch gegeben. Wobei der österreichische Markt stagniert hat, während es in den Exportmärkten einen regelrechten Absturz gegeben hat, allen voran in Deutschland. Der Heizungsmarkt ist dort um 50 Prozent eingebrochen, wir mussten einen Umsatzeinbruch im zweistelligen Prozentbereich verzeichnen.
Was hat das für Folgen?
Wir haben alles in Bewegung gesetzt, um sicherzustellen, dass wir uns über Effizienzsteigerungen, Bestandskundendurchdringung, Digitalisierung und Produktinnovationen diesem Einbruch entziehen zu können. Das ist insofern gelungen, als wir bei wichtigen Produktgruppen Marktanteile gewonnen haben. Dennoch mussten wir 2024 über 70 Leasingkräfte abbauen und im letzten Quartal 2024 leider auch 25 Mitarbeiter der Stammbelegschaft. Und es ist weiterhin ein sehr forderndes Umfeld.
Können Sie noch etwas tun?
Wir konzentrieren uns weiter auf all unsere Gestaltungsmöglichkeiten und sehen mittelfristig in der Energie- und Gebäudewende unsere Chancen. Wir – und damit meine ich die gesamte Industrie – haben unsere Hausaufgaben gemacht. Dennoch zeigt sich, dass der Standort massiv verloren hat. Das ist kein Jammern auf hohem Niveau, sondern die schmerzhafte Realität.
Woran machen Sie das fest?
Die Industrieproduktion ist um 12 Prozent zurückgegangen. Die Energiepreise haben sich verdoppelt und die Lohnkosten sind um ein Drittel stärker gewachsen als in der Eurozone. Die Investitionen wurden zurückgefahren. Unternehmen, die Teil einer internationalen Gruppe sind, nehmen oft nur noch Ersatzinvestitionen vor und weichen auf andere Standorte aus, um im Geschäft zu bleiben. Da ist tatsächlich schon ein Schaden eingetreten. Wir bekennen uns zum Wirtschaftsstandort Österreich. Es ist somit für die Sicherung des Wohlstandes in Österreich Gefahr im Verzug! Seitens der Regierung und der Sozialpartner ist es höchste Zeit, nicht nur Absichtserklärungen, sondern verbindliche Perspektiven zu schaffen.
Was fordern Sie konkret?
Das Regierungsprogramm skizziert viele relevante Themen, aber es wird der Dringlichkeit nicht gerecht. Es müssen Notmaßnahmen getroffen werden.
Wie sehen diese aus?
Erstens die Senkung der Energiekosten, vor allem für die energieintensive Industrie. Die meisten EU-Länder kompensieren bis 2030 die CO2-Zahlungen. Diese Maßnahme kann sofort verabschiedet werden. In dem Zusammenhang steht auch Entbürokratisierung, etwa im Umweltbereich. Was die Dekarbonisierungsziele betrifft, verstehe ich nicht, dass wir noch grüner als die EU sein wollen. Dekarbonisierung und Klimaschutz ja, aber Gold Plating zurückfahren. Und Pläne vorlegen, wie die überambitionierten Ziele nicht auf Kosten der Bürger und Unternehmen erreicht werden.
Was noch?
Die öffentliche Hand sollte dabei mit gutem Beispiel vorangehen und Gehaltsabschlüsse unter der Inflation vornehmen. Die hohen Lohnkosten haben den Standort schon demoliert. Wenn es weiter auf dem Niveau bleibt, trifft es genau diejenigen, die geschützt werden sollen. Mit einem moderaten Lohnabschluss kann ein Zeichen gesetzt werden. Angesichts der gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit ist es für die Industrie entscheidend, die Lohn-Preis-Spirale zu durchbrechen – zur Sicherung unseres Wirtschaftsstandorts und der Arbeitsplätze. Ich erwarte mir von den Sozialpartnern einen maßvollen Lohnabschluss im Sinne einer echten Standortpartnerschaft. Weiters geht es um die Reduktion der …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft