Wegen Inflation und Fachkräftemangel im Gastgewerbe setzt die Großhandelskette Metro auf Eigenmarken und Convenience-Food.
Seit Februar steht Thierry Guillon-Verne an der Spitze des Großhandelsunternehmens Metro Österreich. Mit dem KURIER spricht der gebürtige Franzose über die Herausforderungen, mit denen Gastronomen und Hoteliers zu kämpfen haben, und was diese für Metro bedeuten.
Eine große Herausforderungen in der Branche sei etwa die Inflation, die die Kunden aus Gastronomie und Hotellerie in den letzten Monaten und Jahren stark getroffen habe. „Wir bemerken eine geringere Kaufkraft“, sagt Guillon-Verne, der zuvor Metro Ungarn und Metro Kroatien geleitet hat.
23 Prozent des Umsatzes aus Eigenmarken
Doch für Metro hat das nicht nur negative Auswirkungen: Denn durch die Teuerung greifen heute deutlich mehr Kunden zu den Eigenmarken der Großhandelskette, da diese günstiger sind als Markenprodukte.
„Da hat sich das Wachstum stark beschleunigt“, sagt Guillon-Verne. Mittlerweile fielen 23 Prozent des Gesamtumsatzes auf Eigenmarken, im reinen Gastronomiebereich sogar mehr als 30 Prozent. Zum Vergleich: Noch vor vier Jahren lag der Anteil am Umsatz bei 13 Prozent.
Boom der Convenience-Produkte
Auch die hohen Personalkosten und der Fachkräftemangel belasten das Gastgewerbe bereits seit längerem. Deswegen greifen immer mehr Gastronomen zu sogenanntem Convenience-Food. Das sind vorbereitete Lebensmittel zur schnelleren Verarbeitung in der Küche, wie etwa Fertigmischungen für Saucen oder bereits geschältes und geschnittenes Gemüse. Das bemerkt Guillon-Verne auch an steigenden Absatzzahlen in diesem Segment.
Metro bewirbt die Produkte bei seinen Kunden mit der Zeitersparnis, die sie bringen. So könne sich ein Gastronom, der ein Kilogramm vorgeschälten Knoblauch im Glas kauft, bis zu einer Stunde an Arbeitszeit ersparen.
Insgesamt empfindet Guillon-Verne die Gastronomie als eine „sehr harte Branche“. Immer wieder werde er von Kunden informiert, dass diese ihre Lokal schließen. Doch der Metro-Geschäftsführer bleibt optimistisch: „Das Gute ist, wenn ein Gastronom schließt, öffnet meist ein anderer.“
Lieferung mittels Helikopter
Seit die Großhandelskette AGM (zuvor bei Rewe) im April 2024 endgültig übernommen wurde, betreibt das Unternehmen 16 Großmärkte und drei Depots.
Guillon-Verne ist stolz, so das gesamte Bundesgebiet abzudecken, und erzählt, dass im September sogar schwer erreichbare Gastronomiebetriebe in den Alpen von Metro mittels Helikopter beliefert wurden.
Neue Standorte wolle der Geschäftsführer nicht eröffnen., stattdessen will Metro ab 2027 zusätzlich zu „Cash-and-carry“ und der Zustellung auch noch einen Onlineshop anbieten. Der Webshop namens Metro Market funktioniert laut Guillon-Verne bereits erfolgreich in Deutschland, Italien und Frankreich.
Millioneninvestment wegen Einwegpfand
In den bestehenden Filialen sei man gerade dabei, sich auf die Einführung des Einwegpfandes für Getränkeverpackungen ab Jänner 2025 vorzubereiten. So werden dort eigene Rücknahmemaschinen für Großkunden eingebaut, die jeweils bis zu 60 Quadratmeter an Fläche benötigen.
Die Automaten, die optisch an große Waschmaschinen erinnern, können bis zu 100 Flaschen oder Dosen gleichzeitig annehmen und verarbeiten. Sie seien vergleichbar mit kleinen Abfallanlagen und ihre Anschaffung zusammen mit den baulichen Maßnahmen in den Filialen eine Investition in Millionenhöhe, sagt Guillon-Verne.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft