
Die Zeiten für Wohnungssuchende in Städten wie Wien waren schon einmal einfacher. Das Angebot an Mietwohnungen ist derzeit mehr als überschaubar. „Aktuell sind deutlich weniger neue Wohnungen auf dem Markt als in den Vorjahren“, sagte auch Manuela Lenk, fachstatistische Generaldirektorin der Statistik Austria.
Diesen wenigen Mietwohnungen steht eine große Zahl an Wohnungssuchenden gegenüber. Die Folge: Kaum ist eine freie Wohnung inseriert, ist sie auch schon wieder vergeben, erzählt ein junger Mann, der in Wien eine 130 Quadratmeter große Wohnung innerhalb des Gürtels sucht. Dabei wäre es bereit, für eine gut gelegene und gut geschnittene Wohnung monatlich rund 3.500 Euro zu bezahlen. Obwohl er sich sofort auf Inserate von Maklern meldet, ist er nicht fündig geworden.
ELISABETH ROHR REAL ESTATE
Elisabeth Rohr; Inhaberin des Maklerunternehmens Rohr Real Estate
„Manche Wohnungen sind tatsächlich sofort weg“, bestätigt Elisabeth Rohr, Inhaberin des Maklerunternehmens Rohr Real Estate, und konkretisiert: „Das Angebot an großen Wohnungen ist begrenzt. Bei Wohnungen mit vier Schlafzimmern wird die Luft dünn.“ Für Familien mit mehreren Kindern ist es daher eine echte Herausforderung, passende Objekte zu finden. Generell beobachtet Rohr, dass neben einer guten Raumaufteilung und Begehbarkeit der Wohnung auch auf den Energieausweis geschaut wird.
Ein Zeichen für die Unterversorgung mit freien Mietwohnungen ist die Anzahl der Anfragen pro Mietwohnung, die deutlich nach oben geklettert sind. Wohnungssuchende spüren zunehmend, dass sie schnell sein müssen, um überhaupt eine Chance auf einen Besichtigungstermin zu haben. So ist auch immer wieder von Massenbesichtigungen zu hören, bei denen sich Interessenten sehr schnell entscheiden müssen, um zum Zug zu kommen. Hier gelte das Prinzip: First come, First served. „Ja, so etwas gibt es. Ich würde so etwas niemals anbieten“, betont Rohr. „Maklerkollegen, die Massenbesichtigungstermine ausprobiert haben, machen dies auch nicht mehr.“
Zu der Entwicklung am Mietmarkt hat laut Elisabeth Rohr auch das Bestellerprinzip beigetragen, das Mitte 2023 in Kraft getreten ist. Laut dieser Änderung zahlt der Auftraggeber das Maklerhonorar, also in vielen Fällen vermietende Eigentümer. Für einige Maklerfirmen zahlt sich das Vermittlungsgeschäft im Mietsegment dadurch seither nicht mehr aus, sie konzentrieren sich ganz auf den Verkauf von Eigentumswohnungen.
Das grundsätzliche Problem auf dem Mietwohnungsmarkt sind aber die fehlenden Mietwohnungsangebote am Markt wegen des rückläufigen Neubaus. Es werden generell zu wenige Wohnungen errichtet, aber vor allem die Bauträger und Entwickler verlagern nun ihre Prioritäten im freifinanzierten Bereich stärker auf den Bau von Eigentumswohnungen. Viele Neubauprojekte sind nicht mehr für die Vermietung, sondern für den Einzelverkauf konzipiert.
Das wirkt sich auf die Höhe der Mieten aus
Das Preisniveau auf dem Mietmarkt entwickelt sich dynamisch. Für 2025 erwartete EHL einen durchschnittlichen Mietpreisanstieg in der Höhe von 5,4 Prozent. Im Erstbezug wurden bereits im ersten Quartal reale Zuwächse von rund 2,3 Prozent zum Vorquartal registriert. Auch im Bestand steigen die Mieten deutlich.
Neubau weit unter dem Bedarf
Die Ursachen für die Lage am Mietenmarkt sind klar: Es wird massiv zu wenig gebaut. 2024 waren die Baubewilligungen auf einem Rekordtief, insgesamt 17.355 neue Gebäude wurden fertiggestellt. Heuer sinken die Fertigstellungen weiter, um rund ein Fünftel. Der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich erwartet 25.200 Fertigstellungen. Zum Vergleich: Vor drei Jahren waren …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft



