Der steirische Technologiekonzern AT&S wurde binnen 30 Jahren von der Pleitefirma zum Global Player mit starkem China-Fokus. Woran der Vollblut-Unternehmer sonst noch beteiligt war.
Vom staatlichen Pleitebetrieb zum globalen Technologiekonzern mit mehrheitlich chinesischer Belegschaft: Die Geschichte des vor 30 Jahren privatisierten und von Hannes Androsch gemeinsam mit seinen zwei Geschäftspartnern Willi Dörflinger und Helmut Zoidl übernommenen steirischen Leiterplattenherstellers AT&S steht für den innovativen Unternehmergeist des Ex-Finanzministers und SPÖ-Politikers.
Androsch, der über seine Privatstiftung und Beteiligungsgesellschaft 17,55 Prozent der Anteile hält, formte AT&S zum wichtigsten Technologieunternehmen Österreichs und maßgeblichen Player in der Mikroelektronik. Früher als andere erkannte er die Geschäftschancen in China und ließ sich schon vor mehr als 20 Jahren dort nieder.
„Dort spielt die Musik“, sagte Androsch stets. Heute ist AT&S in China mit einem Großstandort in Chongqing sowie einem Werk in Schanghai vertreten und beschäftigt dort fast 10.000 der 14.000 Beschäftigten.
Nicht mit Androsch
Durch die geopolitischen Spannungen eine riskante Sache, weshalb nun die Expansion gestoppt und nach Malaysien verlegt wurde. Die milliardenschwere Werkserrichtung nagte am Kapital, weshalb der Vorstand im Vorjahr eine Kapitalerhöhung einleitete, im Zuge derer auch über den Einstieg der Staatsholding ÖBAG einsteigen sollte.
Eine Mini-Verstaatlichung? Nicht mit Androsch, der sich als tonangebender Aufsichtsratschef quer legte. Sein langjähriger Vorstandschef Andreas Gerstenmayer warf das Handtuch, Peter Schneider, der Neffe von Androsch, übernahm interimistisch. Der CEO-Posten ist ausgeschrieben.
Umtriebiger Akteur
AT&S ist das wichtigste, aber nicht das einzige wirtschaftliche Engagement Androschs.
Im Jahre 1989 gründete er seine Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft AIC Androsch International Management Consulting AG, die Standort- und Finanzierungsberatung sowie strategische Beratung anbietet und im Bereich Mergers & Acquisitions tätig ist.
Zeit seines Lebens blieb Androsch Teilhaber des Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmens Consultatio, das er 1970 gegründet hatte. Bis zuletzt hielt er zehn Prozent der Anteile.
1997 wurden die Österreichische Salinen Aktiengesellschaft privatisiert. Die AIC und die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich wurden Mehrheitseigentümer und verhinderten so eine Übernahme des Traditionsunternehmens durch ausländische Investoren. Die AIC und die Invest Holding der RLB OÖ halten je 41,25 Prozent der Anteile, Androschs Tochter Claudia weitere 3,75 Prozent. Androsch war auch bei den Salinen der Chef des Aufsichtsrats
Außerdem war der Ex-Finanzminister über seine Salinen AG und gemeinsam mit der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich ab 1997 auch Haupteigentümer des oberösterreichischen Flugzeugkomponenten-Herstellers FACC mit Sitz in Ried im Innkreis.
Die Salinen und die RLB OÖ hielten je 48 Prozent der Anteile. Doch das Unternehmen war schon länger auf der Suche nach finanzkräftigen Investoren. Im Oktober 2009 war es dann so weit, die chinesische Xi’an Aircraft Industry Company (XAC), Tochter des chinesischen AVIC-Konzerns, konnte als neuer Mehrheitseigentümer (92,25 Prozent) gewonnen werden. Im Juni 2014 erfolgte dann der Börsengang, heute ist die AVIC Cabin System Co. Limited mit Sitz in Hongkong der Mehrheitseigentümer (55,45 Prozent), der Rest ist Streubesitz.
Bahn-Engagement
Seit 2015 war Androsch Aufsichtsratsvorsitzender der European Trans Energy GmbH (Europten). Jeweils 50 Prozent der Anteile halten die Androsch Privatstiftung und die Dörflinger Privatstiftung. Das auf den Bau von Fahrleitungen im Bahnbereich spezialisierte Unternehmen gibt es bereits seit hundert Jahren, und es setzt heute mit 700 Mitarbeitern etwa 180 Millionen Euro um.
Auch im Gesundheitsbereich war Androsch aktiv. Etwa mit den Kurhotels Vivamayr bzw. …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft