Oberbank-Chef über Wirtschaftsforscher „erschüttert“

Wirtschaft

Franz Gasselsberger stellt die Prognosen infrage und bewertet die wirtschaftliche Lage des Landes nicht so schlecht. Institut hielt Gewinn im Vorjahr stabil.

Oberbank-Chef Franz Gasselsberger ist selten um ein offenes Wort verlegen. Auch, wenn es um den wirtschaftlichen Zustand Österreichs und Europas geht. „Ich gehe für 2025 nach wie vor von einem positiven Gesamtszenario aus. Europa könnte positiv überraschen“, sagte der langjährige Boss des oberösterreichischen Instituts im Rahmen der Bilanzpressekonferenz.

Gründe dafür seien: Die Europäische Zentralbank werde noch zwei Mal die Zinsen senken, Deutschland habe einen pragmatischen Zugang zur Schuldenbremse gefunden, auf EU-Ebene werde es eine stärkere Deregulierung geben, die sich hoffentlich auf österreichischer Ebene fortsetzen werde und nicht zuletzt verfestige sich die Hoffnung auf ein Kriegsende in der Ukraine. 

Kurier/Juerg Christandl

Er berufe sich dabei auf seine großen Firmenkunden, mit denen Gasselsberger wöchentlich rede. Zwar könnte sich der Personalabbau noch deutlich verschärfen, doch im produzierenden Gewerbe sei die Talsohle durchschritten. Und in Ost- und Zentraleuropa entwickle sich die Wirtschaft deutlich stärker. Unterm Strich gebe es eine sehr deutliche Aufhellung im Businessgeschäft, was sich auch in einer um 50 Prozent gestiegenen Vergabe von Krediten spiegle.

In diesem Zusammenhang geht Gasselsberger mit den Wirtschaftsforschern hart ins Gericht. „Ich verlasse mich nicht auf Wirtschaftsforscher. Sie sind beim Aufschwung und beim Abschwung  mit ihren Prognosen zu spät. Ich unterhalte mich mit Kunden, das ist meine Wirtschaftsforschung.“

Und in Bezug auf die stark nach unten revidierten Prognosen der Wirtschaftsforscher sagt Gasselsberger: „Wie sie mit Informationen und der Wahrheit umgehen, hat mich echt erschüttert.“ Wenn er noch im November seinen Aufsichtsrat über einen Aufwärtstrend informieren würde, dies aber im März stark revidieren müsste, wäre dies Ad hoc-pflichtig. „Wir agieren auf Basis von Fakten.“

  "Verrat an Bauern": Möglicher Mercosur-Pakt sorgt für Aufregung

OeNB-Chef der größte Tiefschlag

Ebenfalls verärgert zeigte er sich über Robert Holzmann, Gouverneur der Nationalbank (OeNB). „Der größte Tiefschlag für uns beim Thema Bankenabgabe war, dass die OeNB dafür Verständnis zeigt. Das hat mich echt enttäuscht.“ Offensichtlich sei es den Banken seit Jahren nicht gelungen, Politik und Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es starke Banken brauche. Strengere Kreditrichtlinien (Basel IV) würden die Kernkapitalquote um 1,2 Prozentpunkte reduzieren. 

Gasselsberger verglich die Situation der Banken mit jener der Energieversorger. „Sie sind in der selben Situation, sie müssen Milliarden in die Netze investieren.“ Bei der Oberbank steigt die Bankenabgabe heuer von 4 auf 14 Millionen Euro. 

Mit der Jahresbilanz der Oberbank ist Gasselsberger hingegen „sehr zufrieden“, kann er doch auf das beste operative Ergebnis (ohne Beteiligungen) der Geschichte verweisen. Unterm Strich blieb der Gewinn mit knapp 477 Mio. Euro de facto auf Niveau des Vorjahres. Das lag auch den rückläufigen Risikokosten bei Krediten, wo sich laut Gasselsberger die Situation entspannt hat. Das Wachstum komme vor allem aus den Kerngebieten Oberösterreich und Salzburg. 

Das Beteiligungsergebnis (z.B. aus Anteilen an der voestalpine) ging hingegen um rund ein Drittel zurück, was aber zum einen über dem budgetierten Wert liege, zum anderen habe es im Vorjahr einen Sondereffekt gegeben. Gasselsberger will die Dividende für 2024 um 15 Prozent auf 1,15 Euro je Aktie anheben und in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. „Das sind bis 2030 140 Millionen im Jahr, für …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

(Visited 3 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.