OMV: Vom russlandtreuen Ölmulti zum nachhaltigen Chemiekonzern

Wirtschaft

Österreichs größter Ölkonzern hat sich von sowjetischen Wurzeln gelöst und sieht die Zukunft in grüner Energie und Chemikalien.

Die OMV mag zwar nicht die wertvollste heimische Marke sein, aber sie ist eindeutig das größte Industrieunternehmen Österreichs, wenn es nach dem Umsatz geht. Der Ölkonzern stand in den vergangenen Wochen vor allem durch seinen Bruch mit dem russischen Partner Gazprom in den Schlagzeilen. Gleichzeitig verkündet er mit neuem Logo und neuer Werbekampagne, dass er „forward for good“ schauen will. Die OMV hat eine grüne Zukunft im Blick, die so gar nicht zum klassischen Bild des Erdölgeschäfts passen will.

Wie bei der OMV alles begann

Als Besatzungsmacht nach dem zweiten Weltkrieg verleibte sich die Sowjetunion (UdSSR) die von den Nazis ausgebauten Öl- und Gasquellen im Osten Österreichs ein. Die Sowjetische Mineralölverwaltung (SMV) entstand. 1956, ein Jahr nach Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags, wurde daraus die Österreichische Mineralölverwaltungs Aktiengesellschaft, kurz ÖMV. 1957 eröffnete das Unternehmen seine ersten Tankstellen, 1960 die Raffinerie Schwechat.

OMV

Die Raffinerie Schwechat um das Jahr 1960

Europa mit Russland verknüpft

Die Beziehungen zu Russland behielt das Unternehmen bei. Durch den steigenden Energiebedarf der heimischen Industrie wird 1968 ein Erdgasvertrag mit der UdSSR abgeschlossen – eine Besonderheit in Zeiten des Kalten Krieges. Dem Beispiel folgt Jahre später auch Westdeutschland. Durch mangelnde Diversifizierung macht sich Europa abhängig vom Gas aus dem Osten. Die ÖMV spielt mit ihrem Gasknotenpunkt Baumgarten eine Schlüsselrolle.

1987 macht das bis dahin staatliche Unternehmen den ersten Privatisierungsschritt. 1994 steigt IPIC (später Mubadala) aus dem Emirat Abu Dhabi als Großaktionär ein. 1995 wird aus der ÖMV die OMV. 1998 steigt die OMV beim Kunststoffunternehmen Borealis ein. 2004 wird die Mehrheit am rumänischen Öl- und Gaskonzern Petrom übernommen. 2015 beschlossen OMV und Gazprom eine enge Zusammenarbeit. 2024 folgte deren dramatisches Ende.

  Digitale Vignette: Heute ist Stichtag

Abkehr von Russlands Gas und stärkere Diversifizierung

Obwohl sie mehr als 50 Jahre lang eng mit der UdSSR und dem davon übrig gebliebenen Russland verbunden war, wendet sich die OMV nun anderen Lieferanten zu. Einen großangelegten Versuch, eine von Russland unabhängige Pipeline nach Österreich zu legen, gab es bereits mit dem 2013 gescheiterten Projekt Nabucco. Nun versorgt sich das Unternehmen über die Gasbörse mit Gas aus unterschiedlichsten Quellen (wahrscheinlich auch immer noch Russland) und versucht, auf eigene Faust neue Quellen zu erschließen. Eine mit größerem Potenzial nennt sich Neptun Deep und liegt im rumänischen Gebiet des Schwarzen Meeres.

Wie Alfred Stern, Vorstandsvorsitzender und CEO von OMV erklärt, habe das Unternehmen vor drei Jahren eine Gas-Taskforce gegründet, mit dem Ziel sich bei der Versorgung stärker zu diversifizieren. „Wir haben das konsequent umgesetzt. Das umfasst sowohl Gaslieferquellen als zusätzliche Pipeline-Kapazitäten.“

OMV

Erdgas erhält die OMV heute aus verschiedenen Quellen, auch von norwegischen Gasplattformen in der Nordsee

Was die OMV heute und in Zukunft produziert

Flüssige Treibstoffe und gasförmige Energie waren lange Zeit die einzigen Geschäftsbereiche der OMV. Bis 2030 will das Unternehmen eine Transformation zu einem „integrierten Unternehmen für nachhaltige Chemikalien, Kraftstoffe und Energie mit einer Schlüsselrolle in der Kreislaufwirtschaft“ vollziehen. Bis spätestens 2050 will man netto null …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.