Boom in Österreich wegen Energiekrise. UNO hat weltweites Jahr der Genossenschaften ausgerufen. Raiffeisen größte Genossenschaftsgruppe im Land.
Die Vereinten Nationen haben 2025 als Internationales Jahr der Genossenschaften unter dem Motto „Cooperatives Build a Better World“ ausgerufen. Genossenschaften auf der ganzen Welt feiern diese Ehrung durch die UNO. So auch in Österreich, allen voran Raiffeisen. Und das hat auch seinen Grund.
Denn just der Namensvetter von Raiffeisen, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, gilt als Gründervater der Genossenschaften. Der deutscher Sozialreformer, der im 19. Jahrhundert lebte, gründete 1862 einen sogenannten Darlehenskassen-Verein. Ziel war es, den Mitgliedern (Bauern, Handwerker und Arbeiter) durch gemeinsame Spareinlagen zu günstigen Krediten zu verhelfen.
Etwas mehr als 20 Jahre später war es dann auch in Österreich soweit: Die erste Raiffeisenkasse entstand. Heute gibt es rund 1.400 Raiffeisen-Genossenschaften (von insgesamt 1.800 Genossenschaften) mit zwei Millionen Mitgliedern.
„Sie sind Teil der größten Bürgerbewegung weltweit, unabhängig von Religionen und Ideologien“, sagt dazu Johannes Rehulka, Generalsekretär des Österreichischen Raiffeisenverbands (ÖRV), im KURIER-Gespräch. Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit seien Mitglied in einer Genossenschaft, allen voran in Indien und zunehmend in Afrika, um fixe Einnahmen zu erzielen und eine Marktmacht aufzubauen.
In Österreich selbst sind Genossenschaften laut Rehulka in Zeiten der Globalisierung „attraktiver denn je“. Denn das Bedürfnis nach Vertrauen und Regionalität habe für Mitglieder hohe Relevanz. „Die Genossenschaftsidee ist aktueller denn je.“
Feststellbar sei dies derzeit „besonders gut bei Energiegemeinschaften. Die Bürger wollen Eigenverantwortung übernehmen und sich nicht immer vom Staat helfen lassen“. Bei rund 180 Energiegenossenschaften sei neben der jeweiligen Gemeinde auch Raiffeisen mit an Bord.
Geringer Mitgliedsbeitrag
Die Bankengruppe ist nach Rehulkas Angaben die größte Genossenschaft Österreichs. „Genossenschaftsbanken stehen länger zu ihren Kunden und bleiben auch in strukturschwachen Regionen.“ Jeder könne um einen einmaligen Betrag von knapp 10 Euro Mitglied werden. Über die Nutzung von Mitteln bestimme die jeweilige Gemeinschaft, wobei kein Geld ausgeschüttet, sondern in Projekte reinvestiert werde.
Das sei vor allem für jüngere Mitglieder relevant. „Sie wollen keine kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern eine nachhaltige Gestaltung“, so Rehulka. Viele Raiffeisenbanken leiten einen Teil ihres Gewinns in einen speziellen Fonds, der zur Unterstützung regionaler Projekte und Initiativen sowie in Not geratener Mitglieder dient.
Für die Funktionäre, die sich neben ihren normalen Jobs ehrenamtlich in den Genossenschaften engagieren, bietet Raiffeisen einen eigenen Campus zur Aus- und Fortbildung sowie ein webbasiertes Training für Raiffeisen-Mitarbeiter zum Thema an. „Wir wollen qualitätsvolle Entscheidungsträger aufbauen“, sagt Rehulka. Zudem wird das Jahr der Genossenschaften dazu genutzt, im Frühjahr mittels einer Infokampagne sowie öffentlicher Veranstaltungen deren Vorteile zu kommunizieren. „Wir wollen darstellen, was Raiffeisenbanken in ihren Regionen dafür tun.“
Source:: Kurier.at – Wirtschaft