Rot gegen Schwarz: Warum die SPÖ den Vamed-Verkauf forcierte

Wirtschaft

Herzchirurg Wolner erinnert sich an die Vamed-Privatisierung 1996. Ein Konsortium um Raiffeisen ging leer aus, verkauft wurde an die deutsche Fresenius

Der Verkauf und die Filetierung des Wiener Spitalbetreibers Vamed schlug in den vergangenen Wochen hohe – auch politische – Wellen. SPÖ und Gewerkschaft griffen die Staatsholding ÖBAG an. Sie habe trotz ihrer Beteiligung von 13 Prozent an der Vamed nichts gegen den Verkauf durch den deutschen Mutterkonzern Fresenius getan. Speziell der Verkauf der Vamed-Reha-Einrichtungen an den französischen Finanzinvestor PAI gefährde sogar die heimische Gesundheitsversorgung. 

Der renommierte Wiener Arzt Ernst Wolner, von 1994 bis 2008 Chef der Herzchirurgie am AKH, erinnert sich noch gut an die Vamed-Privatisierung im Jahr 1996, also den seinerzeitigen Verkauf an Fresenius. Seine Version stützt die Argumentation von ÖBAG-Aufsichtsratschef Günther Ofner, die da lautet: „Die SPÖ-Granden unter Bundeskanzler Vranitzky und Finanzminister Klima konnten die Vamed 1996 gar nicht schnell genug loswerden.“ Und mit dem Verkauf 1996 seien auch alle Stimm- und Mitwirkungsrechte der seinerzeitigen ÖIAG, heute ÖBAG, verfallen. Es sei angesichts der Fakten also höchst unredlich, der ÖBAG heute vorzuwerfen, sie habe „tatenlos zugesehen“, sagt Ofner.

Wolner, der durch seine medizinischen Kontakte die Vamed bei ihren ersten großen internationalen Projekten erfolgreich unterstützte, war 1996 Teil eines kleinen Österreich-Konsortiums unter Leitung des damaligen Chefs der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, Ludwig Scharinger. Doch anstatt Scharinger, Wolner & Co zum Zug kommen zu lassen, wurde die Vamed überraschend an den deutschen Fresenius-Konzern verkauft.

Rund um den AKH-Skandal

Hintergrund ist: Die Vamed wurde seinerzeit aus der Voest herausgelöst, um den Korruptionssumpf, der beim Neubau des AKH in Wien aufgebrochen war, trocken zu legen. Nach Fertigstellung des AKH entwickelte sich die Vamed über die Jahre zu einem erfolgreichen und weltweit tätigen Anbieter für die Errichtung und Betrieb von Spitälern und anderen Gesundheitseinrichtungen.

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Wolner sagt heute zum KURIER: „Ich hatte 1996 ein sehr freundschaftliches Gespräch mit dem damaligen SPÖ-Finanzminister Klima. Meine Vermutung ist, dass die rote Regierung nicht wollte, dass die aus der roten Voest herausgelöste Vamed in die Hände des schwarzen Raiffeisenkonzerns fällt. Auch hat uns Fresenius minimal finanziell überboten, aber das war sicher nicht der Knackpunkt. Mein Eindruck war, man wollte die Vamed nach dem AKH-Skandal einfach loswerden.“

Wolner, der 1984 die erste Herztransplantation in Wien durchführte, bedauert, wie es letztlich mit der Vamed bergab ging. Im Jahr 2023 erzielte der Konzern mit rund 20.000 Beschäftigten einen Umsatz von 2,35 Milliarden Euro. Bis 2021 waren in 98 Ländern der Welt mehr als 1.000 Projekte realisiert worden. Den Anfang hatten seinerzeit unter der Beteiligung Wolners das Herzzentrum in Kuala Lumpur (Malaysia) bzw. das Universitätsspital in Krasnodar (Südrussland) gemacht.

Heute sagt Wolner: „Es ist ausgesprochen schade, dass der über drei Jahrzehnte sehr erfolgreiche österreichische Konzern zusammengebrochen ist. Man sollte prüfen, ob Fresenius nicht zu viel Substanz aus der Vamed herausgenommen hat, um seine eigene nicht gerade florierende Dialysesparte zu finanzieren und dadurch den Zusammenbruch der Vamed mitverursacht hat.“

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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