Schuhverkäufer: „Normale Schuhe sind für Kinder so schlecht wie Zigaretten“

Wirtschaft

Galahad Clark verkauft Barfußschuhe. Dem KURIER erklärt er, warum schnelles Geld Kleinunternehmen zerstört und wie er Millionen Euro Umsatz macht.

Galahad Clark lief den New-York-Marathon barfuß. Warum? Weil er beweisen wollte, dass es leichter geht. Wehgetan haben seine Füße danach nicht. Ganz im Gegenteil: „Ich glaube, man verletzt seine Füße, wenn man Schuhe trägt.“ Barfuß unterwegs zu sein, würde der Körperhaltung, dem Rücken, der Fußform, den Gelenken – und auch dem Kopf guttun. „Man fühlt sich besser und trifft dadurch bessere Entscheidungen“, so Clark. 

Mitunter ein Grund, warum er wichtige Business-Entscheidungen nie in Büros, sondern immer nur (barfuß) in der Natur trifft. Passend war somit auch der Ort für das Interview: In der Sonne vorm KURIER-Gebäude in Wien, Heiligenstadt.

Jennifer Corazza

Galahad Clark im KURIER-Gespräch

Barfuß durch die Zeit

„Je näher die Füße dem Boden sind, desto besser“, lautet Clarks Motto. Und genau dem Konzept folgt er mit seiner Schuhmarke „Vivobarefoot“. 2012 hat er sie gegründet und verkauft seither Fußwerk, dass sich durch seine besonders dünnen, breiten Sohlen auszeichnet. „Herkömmliche Schuhe passen sich nicht unseren Füßen an, sondern umgekehrt: Unsere Füße sind schuhgeformt.“ Ganz schlecht für die Gesundheit, wie Clark betont. Er geht so weit zu behaupten, dass Kinder, die „normale“ Schuhe tragen, gleich auch mit einem Packerl Zigaretten herumlaufen könnten: „Beides ist schlecht für sie“, meint er. 

Als Schuster in siebenter Generation weiß er das genau. Die bis heute bekannte englische Marke „Clarks“ verkauft nämlich schon seit 1825 Schuhe. „Clarks war ein Quäker-Business“, erzählt der Schuster. Sogenannte Quäker waren eine Gemeinschaft, die bisherige Glaubenssysteme hinterfragt und gegen den Status quo rebelliert haben. „In einer Zeit, in der Absatzschuhe mit dicken Sohlen ein Statussymbol waren, fertigten meine Vorfahren natürlich-geformte Schlapfen mit dünnen Sohlen“, lacht er. „Sehr originell bin ich mit meiner Firma also nicht. Ich kehre eher zu meinen Wurzeln zurück.“ 

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Barfußschuhe waren aber auch damals keine neue Erfindung: „Ich bin der Meinung, dass das erste Werkzeug des Homosapiens Schuhe waren. So gesehen sind wir alle Nachfahren von Schuhmachern.“

Jennifer Corazza

2012 hat er sie gegründet und verkauft seither Fußwerk, dass sich durch seine besonders dünnen, breiten Sohlen auszeichnet

Die Einzelgänger

Aktuell hat „Vivobarefoot“ rund 160 Mitarbeiter, die sorgfältig ausgewählt werden. „Für meinen Führungsstil braucht es die richtigen Leute.“ Was er damit meint? Galahad Clark will weg vom hierarchischen, rigiden, teils militärischen Führungskonzept und hin zu etwas Natürlichem, auf Augenhöhe.

„Wir haben das mittlere Management fast abgebaut, versuchen die Teams nahe an der Führungsebene zu halten, damit sich alle einbringen können.“ Das ist alles andere als einfach, aber die Ergebnisse sind es wert und schlagen sich auch in den Zahlen nieder: Mit einem Jahresumsatz von 103 Millionen Euro scheint sein Konzept zu funktionieren. „Wir verkaufen jährlich rund 1,1 Millionen Paar Schuhe. 80 Prozent davon direkt an die Konsumenten.“ 

Seine Zielgruppe sind „Conscious Mavericks“ (übersetzt: bewusste Einzelgänger). „Sie sind fordernd, umweltbewusst, rebellisch“, erzählt Clark. Und müssen offenbar auch genug verdienen, denn für ein Paar „Vivobarefoot“-Schuhe kann man rund 200 Euro hinblättern. Schwierig, wenn Moderiesen einen Bruchteil für ein Paar neue Sneaker verlangen.

Auf Hinterbeine stellen

„Wir wollen zugänglicher werden, aber das lässt sich noch nicht mit …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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