Sichere Lieferketten sind der strategische Erfolgsfaktor

Wirtschaft

Der eingeschränkte Zugang zu seltenen Erden, fehlende Mikrochips oder ein Stau von Containerschiffen wegen einer Havarie im Suezkanal – Unternehmen sind weltweit darauf angewiesen, dass sie Rohstoffe und andere Ausgangsmaterialien, Komponenten und fertige Produkte zuverlässig, in der vorgesehenen Zeit und in der benötigten Qualität erhalten.

In einer zunehmend vernetzten Welt sind Lieferketten eine Art Rückgrat der globalen Wirtschaft und eine Störung kann weitreichende Folgen haben. Daher steigen die Anforderungen an die Sicherheit von Lieferketten. Nicht zuletzt aufgrund des Ukrainekriegs, von Naturkatastrophen wie Bränden und Überschwemmungen, der Corona-Pandemie und von Cyberangriffen. Die Sicherheit von Lieferketten ist heute nicht mehr nur eine Frage der Effizienz, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor, sagen Experten.

Abhängigkeit vermeiden

Dazu muss ein Unternehmen fähig sein, Risiken und Störungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu vermeiden, frühzeitig zu erkennen oder deren Auswirkungen zu minimieren. Die Grundregel lautet: Ein Unternehmen sollte nie von einem oder einigen wenigen Lieferanten oder von einer Region abhängig sein. „Man kann sich absichern, indem man mehrere Lieferanten hat. Aber nicht in allen Branchen ist das möglich“, sagt die Universitätsprofessorin und Lieferketten-Expertin Margaretha Gansterer zum KURIER. „Es gibt die 80:20-Regel. Ich konzentriere mich auf 20 Prozent meiner Lieferanten, die 80 Prozent meines Bedarfs ausmachen.“ Meist haben Unternehmen langjährige Beziehungen mit Zulieferern, die auch verlässlich liefern.

Risikoabschätzung

„Unternehmen haben in der Regel ihre Kernmaterialien und -komponenten gut im Blick und eine gute Risikoabschätzung“, sagt Gansterer. „Aber es wird schnell übersehen, dass auch Verpackungsmaterialien über komplexe Lieferketten kommen können.“ In weiterer Folge könne ein Produkt nicht verkauft werden, wenn man nicht das nötige Verpackungsmaterial hat.

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„Ich meine zum Beispiel ein Milchpackerl. Das war in der Pandemie am Anfang eine große Diskussion, dass wir eine Menge Milch haben, aber was ist, wenn das Tetrapack ausgeht. Es war aber zum Glück bei uns kein Problem“, sagt die Universitätsprofessorin.

Klopapier, Konserven oder Grundnahrungsmittel

Bei vielen Produkten wie Klopapier, Konserven oder Grundnahrungsmitteln habe es in der Pandemie eine kurzfristige und massive Veränderung des Marktverhaltens gegeben, sprich Hamsterkäufe. Aber nicht nur auf Kundenseite spitzte sich die Lage zu. „Zugleich kam es zu einem stark veränderten Zuliefererverhalten durch geschlossene Produktionen und Grenzen“, sagt die Uni-Professorin, deren Spezialgebiet Produktionsmanagement und Logistik ist. „Die geänderte Kundennachfrage und Zulieferengpässe sind aufeinandergeprallt.“

Es gab einige Produkte, wo man nicht wusste, wie lange sie noch ausreichen werden.

Besonders erfolgreich verlief in der Pandemie die Lieferkette von „Alles Gurgelt“. In wenigen Wochen wurde das kostenlose PCR-Testprogramm in Österreich ausgerollt. Gansterer war Teil des Beratergremiums. „Das war ein spezielles Produkt, das es auf dem Markt noch nicht gegeben hat“, sagt die Dekanin. „Wenn man logistische Prozesse plant, hat man eine Idee, wie die ungefähre Nachfrage sein wird. Wir haben mit verschiedensten Prognoseansätzen gearbeitet, damit es zu keinen Fehlbeständen kam. Das war die Herausforderung. Es hat aber super funktioniert.“

Zuliefermarkt verstehen

Ein Unternehmer, der Lieferketten-Risiken minimieren will, sollte ganz massiv seine Datenlage nutzen.

Wenn man die Daten zu Bestellungen, Lieferungen, Mengen, Preisen, Transportwegen und Lagerständen systematisch auswertet, dann versteht man den Zuliefermarkt besser und kann Prognosen machen. „Die Unternehmen haben in der Regel diese Daten gesammelt, aber sie werden selten systematisch genutzt“, sagt die …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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