Stromtarife sollten langsames Aufladen belohnen

Wirtschaft
Der Nutzen einer Leistungsbegrenzung von PV-Anlagen auf 70 Prozent: Weniger Belastung für das Stromnetz

Mit einfachen Maßnahmen könnte die Energiewende beschleunigt werden. Netzbetreiber appelieren an Politik und Privatpersonen.

Betreiber von Stromnetzen befinden sich in einer Zwickmühle. Einerseits sind sie gefordert, die Infrastruktur für eine stark wachsende Zahl von Photovoltaik- und Windkraftanlagen auszubauen, andererseits mangelt es ihnen an dafür notwendigen gesetzlichen Vorgaben. Das noch nicht beschlossene Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) liegt vor der Nationalratswahl auf Eis. Österreich dürfe aber bei der Energiewende keine Zeit verlieren, heißt es bei einem vom Forum Versorgungssicherheit veranstalteten Hintergrundgespräch.

Vollgas und Turbo obendrauf

Bei der Energiewende sei man in Österreich „eigentlich schon mit Vollgas unterwegs. Aber um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir trotzdem den Turbo einschalten“, sagt Florian Pilz, Geschäftsführer von Netz Burgenland. Bis 2030 sollen in Österreich hundert Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Die Treibhausgasemissionen sollen um 48 Prozent sinken. Derzeit seit man aber noch auf einem Pfad Richtung minus 27 Prozent.

Für den Netzausbau seien viel mehr Geld und viel weniger Bürokratie notwendig. Genehmigungsverfahren müssten etwa um einiges schneller abgewickelt werden. Neben großen könnte man aber auch an kleineren Stellschrauben drehen, die viel Wirkung zeigen würden. Ein Wunsch der Netzbetreiber lautet etwa, Infrastruktur weniger auf Extreme auslegen zu müssen. Momentan muss etwa die gesamte Nennleistung von neuen Photovoltaikanlagen über das Netz abgeführt werden können.

Einzeloptimum hintanstellen

In bestimmten Netzbereichen wäre es laut Pilz dagegen besser, man würde die Einspeiseleistung von PV-Anlagen auf 70 Prozent drosseln. Bei der Installation einer Anlage könnte das am Wechselrichter einfach eingestellt werden. Im täglichen Betrieb würde es kaum einen Unterschied machen, weil PV-Anlagen ohnehin selten die Nennleistung erreichen: „Im Jahr hätte man nur fünf Prozent weniger Stromproduktion, man könnte dann aber insgesamt mehr Anlagen ans Netz bringen.“ Mit einer solchen Regelung, wie sie in Deutschland schon existiert hat (mittlerweile nicht mehr) könnte man Netze auch vor Überlastung schützen.

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Netz Burgenland

Der Nutzen einer Leistungsbegrenzung von PV-Anlagen auf 70 Prozent: Weniger Belastung für das Stromnetz

Anreize für weniger Leistungsintensität

Im privaten Bereich könne man viel für die Energiewende tun. Derzeit werde Strom meist nach Kilowattstunden abgerechnet und es sei egal, welche Leistung (in Kilowatt) in Anspruch genommen wird. E-Auto-Fahrer zahlen dadurch gleich viel, egal ob sie am Abend mit voller Leistung laden oder die Batterie tagsüber (viel Solarenergie) langsam laden. Leistungsbasierte Tarife, die Ladevorgänge mit weniger Leistung begünstigen, könnten einen Anreiz geben, um die Netzsteuerung zu erleichtern.

Private Stromproduzenten sollten laut Pilz auch darauf achten, Speicher so zu dimensionieren, dass sie einem kontinuierlichen täglichen Lade-Entladezyklus unterliegen, „und nicht schon um halb elf voll sind, bevor die Sonne besonders stark scheint“.

Kosten besser aufteilen

Wo sich die Netzbetreiber mehr Gerechtigkeit wünschen, ist die Verteilung von Kosten. Derzeit seien die Netzkosten genau dort am höchsten, wo der meiste Ausbau stattfinde. „Dafür, dass die Burgenländer so viele Windräder rund um den Neusiedler See haben, dürfen sie auch noch höhere Netzgebühren zahlen“, sagt Pilz. Das sei ungerecht. Die Kosten sollten bundesweit aufgeteilt werden, wogegen sich aber manche Bundesländer wehren.

Speichermöglichkeit schaffen

Ein weiterer Wunsch ist der Aufbau von Speichern. Als Medium könnte etwa grüner Wasserstoff dienen, der mittels Elektrolyse aus Wasser hergestellt wird. Der Entwurf des …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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