TTI-Chef Lercher: „Kleine Betriebe kriegen plötzlich wieder einen Lackierer“

Wirtschaft

Fachkräftemangel: Das Gewerbe profitiere vom Jobabbau in der Industrie, meint der Chef des Personaldienstleisters TTI.

Die Wirtschaftsflaute hat auch die heimische Zeitarbeitsbranche voll erfasst: Die Zahl der Beschäftigten im Bereich Arbeitskräfteüberlassung seien von einem Höchststand von 100.000 nach der Corona-Pandemie binnen zwei Jahren um ein Viertel auf 75.000 gesunken, berichtet Klaus Lercher, Eigentümer und Chef des oberösterreichischen Personaldienstleisters TTI-Group, dem KURIER.

Besonders stark war der Rückgang in der Industrie, speziell im Autozulieferbereich oder bei Heizkesselherstellern. Dort wurden heuer Tausende Leiharbeitskräfte, vor allem Hilfsarbeiter, abgebaut. Viele Arbeitsplätze im gering qualifizierten Umfeld, so glaubt Lercher, werden nicht mehr zurückkommen.

Ganz anders sei hingegen die Situation bei den Facharbeitern, wo die aktuelle Rezession den akuten Mangel maximal etwas lindern könne. Betriebe würden Fachkräfte so lange wie möglich halten, weil sie wissen, dass sie im Aufschwung nicht mehr verfügbar sein werden.

Mittelstand greift zu

Tatsächlich würden vom Personalabbau in der Industrie derzeit mittelständische Gewerbebetriebe wie Spenglereien oder Dachdeckereien, aber auch Kfz-Werkstätten profitieren und jetzt schon lange gesuchtes Personal einstellen. „Kleine Betriebe kriegen wieder einen Lackierer oder Tischler, weil diese in einem Industriebetrieb abgebaut wurde“, berichtet Lercher. Sein Unternehmen fungiere hier derzeit „wie ein Makler“ für den Jobwechsel. Als Beispiel nennt der TTI-Chef einen gelernten Tischler, der in einem Industriebetrieb am Fließband Scheinwerfer zusammengebaut hat und nun wieder in einer Tischlerei untergekommen ist. „Es ist nicht so, dass der Markt für uns komplett tot ist. Umso höher die Qualifizierung, desto rascher können wir vermitteln“.

Neue Geschäftsfelder

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Um sich vom schwächelnden Kerngeschäft zu lösen, suchte TTI neue Geschäftsfelder vor allem im Headhunting und der Rekrutierung im Angestelltenbereich. Mit der Gründung der „Experts4Med“ erfolgte heuer der Einstieg in den Gesundheitsbereich (24-Stunden-Pflegekräfte, Ärzte, Assistenzpersonal).

Bei der Rekrutierung im Nicht-EU-Ausland wünscht sich Lercher einmal mehr die Möglichkeit, Personal mittels Rot-Weiß-Rot-Karte einstellen zu können. Zeitarbeitsfirmen ist dies bis dato untersagt, sie dürfen nur Personal für Kunden, aber nicht für sich selbst, rekrutieren. Auch das bürokratische Prozedere, etwa bei der Anerkennung von Qualifikationen, müsse erleichtert werden.

Zur TTI-Gruppe gehören auch die Firmen Squadra für den gehobeneren Angestelltenbereich, Berger Personal, Jobsexperts und Ifas. Die Gruppe, die zu 100 Prozent Lercher gehört, hat rund 4.500 Beschäftigte und 3.000 Kunden. Im Vorjahr wurden rund 252 Mio. Euro umgesetzt. Für heuer wird ein leichtes Minus erwartet.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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