Brüssel hat die Berechnung von verwendetem Grünstrom bei der Herstellung von Batterien verändert. Vor allem deutsche Hersteller sind alarmiert.
Verbrennerverbot ab 2035, laufend verschärfte Emissions- und Sicherheitsvorschriften, die Autos teurer machen. Schon die bisherigen Vorgaben der EU für Europas Autobauer sind eine immer stärkere Herausforderung. Und eine weitere droht ab 2027 die Lage noch zu verschärfen – nämlich die EU-Batterieverordnung.
Diese regelt seit heuer das Sammeln und Wiederverwerten von Batterien aller Art, auch jene in Elektroautos. Doch auch diese Verordnung sieht eine schrittweise Verschärfung vor. Ein Punkt dabei stößt den Herstellern, insbesondere jenen aus Deutschland, sauer auf. Still und heimlich hat die EU-Kommission die Verordnung hinsichtlich der Berechnungsmethode für den CO2-Fußabdruck der Batterieherstellung geändert. Ab 2028 soll nun nicht der CO2-Wert des Stroms, mit dem die Batterien tatsächlich hergestellt werden, als Berechnungsgrundlage dienen, sondern der nationale Durchschnittswert des Landes, in dem sie produziert werden.
Batterien, die mit grünem Strom erzeugt werden
Deutsche Hersteller setzen jetzt schon auf Batterien, die mit grünem Strom erzeugt werden. Entweder, indem die Hersteller diesen selbst herstellen, oder ihn über eine eigene Leitung beziehen, etwa von Windparks. „Wir kontrollieren die Angaben der Lieferanten“, sagt ein Vorstand eines deutschen Autobauers, der nicht namentlich genannt werden will, im KURIER-Gespräch. Ein SUV der neuesten Generation aus seinem Haus spare mit der bisherigen Berechnungsmethode rund 40 Prozent beim CO2-Verbrauch bei der Herstellung ein. Mit der neuen Berechnungsart wäre die Einsparung dahin, denn etwa 40 Prozent des in Deutschland produzierten Stroms stammen aus fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas.
„Der CO2-Fußabdruck eines Verbrenner-SUV kommt auf 10 Tonnen. In der Elektroversion ist es fast das Doppelte. Unser Ziel ist es, mit dem grünen Strom auf 10 bis 15 Tonnen zu kommen“, sagt der Manager. Doch mit einem nationalen Durchschnittswert sei dies unerreichbar.
Hersteller könnten Grenzwerte überschreiten
Die gravierende Folge der Neuregelung wäre für Batteriehersteller in Deutschland, aber auch einigen osteuropäischen Staaten, dass sie sehr wahrscheinlich einem im Jahr 2026 festgelegten CO2-Grenzwert bei der Herstellung von Batterien überschreiten werden. Die Folge: Die Batterien dürften dann nicht mehr in E-Autos verbaut werden. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) fürchtet eine Verlagerung der Produktion und damit auch Nachteile für Betreiber von deutschen Wind- und Solarparks.
Frankreich federführend
Denn andere Staaten seien in dem Punkt wettbewerbsfähiger, allen voran Frankreich und Schweden, wo Strom vor allem aus CO2-freien Atomkraftwerken stammt. In den USA sind die Werte ähnlich schlecht wie in Deutschland, China liegt dazwischen. „Frankreich ist die tonangebende Kraft“, sagt der Vorstand. Vordergründig hoffe man damit chinesische Hersteller aus Europa zu drängen; allerdings zulasten deutscher Hersteller, was ebenfalls ein für Frankreich angenehmer Nebeneffekt sei. „Deutschland ist derzeit nicht in der Lage, selbst eine gestalterische Rolle zu übernehmen“, ärgert sich der Fachmann. Sein Land habe nur vorgeschlagen, einen europäischen Durchschnittswert zur Berechnung heranzuziehen, was aber ebenfalls auf Ablehnung in Europa gestoßen sei.
Die deutschen Hersteller wollen jedenfalls, dass weiter die tatsächliche Stromproduktion zur Berechnung herangezogen wird (inklusive einer klaren Nachweispflicht) bzw. künftig auch der Stromverbrauch. Auch eine Verschärfung über verpflichtende eigene Grünstrom-Kapazitäten sei denkbar.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft