VIG-Chef Hartwig Löger: „Leistung muss positiv besetzt werden“

Wirtschaft
46-220155801

Wie beurteilen Sie als einer der wichtigsten Wirtschaftskapitäne dieses Landes den Standort?

Hartwig Löger: Österreich ist immer noch ein sehr guter und starker Standort, hat aber in den letzten Jahren deutlich an Qualität eingebüßt. Am stärksten sticht für mich die Produktivität heraus, die sich deutlich verschlechtert hat, auch in Relation zu anderen Ländern. Und man sollte das Thema Leistung wieder klarer definieren und positionieren. Ich habe als Politiker in einer Budgetrede gesagt: Leistung sollte etwas sein, das man erbringt und nicht bezieht. Jeder muss einen aktiven Beitrag liefern, Angestellte und Unternehmer. Nur wenn etwas erwirtschaftet wird, können daraus Leistungen für jene erbracht werden, die Ansprüche darauf haben.

Aber wird Leistung heute nicht vielfach negativ gesehen, als Auswuchs eines Maximal-Kapitalismus?

Das würde ich nicht sagen. Leistung muss im Kern positiv besetzt werden für die Gesellschaft, Leistung gibt Sinn und Motivation. Der Staat erbringt Leistungen für Gesundheit, Bildung und Sicherheit. Das kann nicht auf Druck aus dem Budget finanziert werden, sondern muss aus produktiver Arbeit erbracht werden. Stichwort Bankomat-Gedanke.

Der Staat als Bankomat?

Man kann nicht auf Dauer aus einem Bankomat Leistung beziehen, sondern braucht auch einen Beitrag, der das Konto dahinter befüllt.

Viele junge Menschen sagen heute, Leistung lohnt sich nicht. Ich werde mir, im Gegensatz zu meinen Eltern, ja doch nie eine Eigentumswohnung leisten können.

Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass Leistung ein positiver Beitrag zum Leben ist. Und gleichzeitig brauchen wir Rahmenbedingungen, die positiv motivieren und unterstützen.

  Raiffeisen NÖ-Wien startet Partnerschaft mit jö Bonus Club

Welche sind das?

Mehr Netto aus Brutto. Gleichzeitig sollte die Basis für Ansprüche aus dem sozialen Bereich kritisch geprüft werden, Stichwort Gießkanne. Also das Verhältnis prüfen zwischen aktiver Leistung und Netto versus Sozialleistung und der Möglichkeit, das Leben in anderer Form zu finanzieren.

kurier/Martin Winkler

Hartwig Löger beim Interview im Ringturm mit Andrea Hodoschek

Das haben Sie jetzt sehr diplomatisch formuliert.

Lassen wir es mal so stehen.

Was wünschen Sie sich noch für den Standort?

Ich halte es für extrem wichtig, klare Schwerpunkte zu definieren. Wir sind zum Beispiel sehr stark im Bereich Erneuerbare Energie. Ebenso in der Medizintechnik und der Infrastruktur. Das sind positive Beispiele, wo unsere Unternehmen teilweise Weltmarktführer sind. Es wäre wichtig, diese Vorteile Österreichs besser zur Wirkung zu bringen. Es ist nett, wenn wir über Standort-Investitionen reden, aber wahllos investieren. Die aufgezählten Beispiele haben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Künstliche Intelligenz?

Natürlich muss in die Transformation investiert werden, in die Basis für die Infrastruktur, in Server-Standorte. Beispielhaft ist München, da wird nicht nur staatlich, sondern auch mit privatem Kapital eine Giga-City entworfen – Serverkapazitäten für die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz. Österreich sollte hier auch eine klare Position beziehen und Investitionen vorantreiben.

Also auch eine Giga-City in Österreich?

Die EU hat diesbezüglich Pläne für Standorte in Europa. Es ist wichtig, dass Österreich diese Chancen nutzt. Gleichzeitig braucht man natürlich auch noch Infrastruktur. Wir haben in Kleinstorten viele, viele Meter, wahrscheinlich Kilometer von Glasfaserkabeln verlegt. Andererseits haben wir an Wirtschafts- und Industriestandorten und Ballungszentren noch immer deutlich zu geringe Kapazität.

  Bittere Gastro-Pleite: Bowl-Kette Wiki Wiki Poke ist insolvent

Ihr Konzern ist führend in Zentral- und Osteuropa (CEE). Wie sehen Sie Österreich im Vergleich zu CEE?

Die Öffnung Osteuropas war Anfang der 90er-Jahre eine Riesenchance, die unsere Gruppe …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

(Visited 4 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.