Der Physiker Alexander Glätzle baut mit seiner Firma planqc Quantencomputer. Mehrwert gegenüber Supercomputern sollen sie schon bald bieten.
Bis wirklich nützliche Quantencomputer auf den Markt kommen, werde es noch mindestens 20 Jahre dauern, sagte Nvidia-Chef Jensen Huang vergangene Woche und sorgte damit für Kursverluste bei den Aktien von Quantentechnologieunternehmen und einen Dämpfer in der aufstrebenden Branche.
Alexander Glätzle teilt diese Einschätzung nicht. Der Tiroler Physiker baut mit dem von ihm mitgegründeten Münchner Start-up planqc Quantencomputer. Im vergangenen Jahr habe es bei der Technologie mehr Fortschritte gegeben als in den Jahren zuvor. Erste Anwendungen, bei denen klassische Supercomputer nicht mehr mithalten könnten, werde es bereits Ende des Jahrzehnts geben, ist der Gründer überzeugt.
Aktuell seien Quantenrechner allerdings noch in keinem Industriebereich nützlich. Noch seien digitale Quantencomputer weder schneller noch kosteneffizienter oder würden bessere Berechnungen liefern, meint Glätzle: „Quantencomputer werden dort einen echten Mehrwert bieten, wo Quantenphänomene bereits im Problem enthalten sind, etwa bei der quantenmechanischen Verbindung zweier Moleküle.“
Anwendungsbereiche seien beispielsweise die Entwicklung neuer Materialien für E-Auto-Batterien oder Solarzellen, aber auch die Klima- oder Medikamentenforschung. Quantencomputer könnten die personalisierte Medizin in einigen Jahrzehnten möglich machen, sagt Glätzle.
Erste Rechner werden ausgeliefert
Im vergangenen Jahr erhielt Glätzles Unternehmen 50 Mio. Euro, ausschließlich von europäischen Investoren. Seinen ersten Quantencomputer will das Münchner Start-up 2026 an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ausliefern. Er werde über 100 Qubits verfügen, sagt Glätzle. Parallel dazu wird in der Forschungseinrichtung nach Anwendungsfällen gesucht.
Ein weiterer Rechner, der bereits über 1.000 Qubits verfügen wird, soll im Jahr darauf im Leibniz-Supercomputerzentrum den Betrieb aufnehmen. „Wir wollen ihn parallel zur klassischen Infrastruktur installieren und Synergien ausprobieren“, erzählt der Gründer.
Atome als Informationsspeicher
Seit Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, die Quantencomputer schneller leistungsfähiger machen soll und auf den Innsbrucker Quantenphysiker Peter Zoller zurückgeht. Informationen werden in einzelnen Atomen gespeichert, die miteinander verschränkt und in quantenmechanische Zustände gebracht werden können.
Bei Quantencomputern mit supraleitenden Schaltkreisen wie sie von IBM oder Google gebaut werden, werden die Speicher für Quanteninformationen oder Qubits hingegen aus Halbleitern gebaut. Anders als die Qubits aus natürlichen Atomen müssen sie energieintensiv heruntergekühlt werden. Die Planqc-Quantencomputer funktionieren hingegen bei Raumtemperatur.
Wie groß ist eigentlich ein solcher Quantencomputer? „Ungefähr so groß wie fünf Kühlschränke“, sagt Glätzle.
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Der Physiker Alexander Glätzle hat planqc mitgegründet.
Neben dem Hardware-Geschäft verdient das Münchner Start-up auch mit dem Verkauf von Rechenzeit Geld. Nicht jeder habe 20 Mio. Euro für einen Quantencomputer, aber vielleicht 100.000 Euro für spezielle Rechenoperationen. Auch Beratungsdienstleistungen und die Entwicklung von Anwendungsfällen für Quantencomputer für Unternehmen tragen zum Umsatz des Start-ups bei. Im vergangenen Jahr wurden laut Glätzle 10 Mio. Euro erwirtschaftet.
Gegründet wurde planqc 2021. Das Spin-off des Max-Planck-Instituts in München war auch das erste Start-up in dem im selben Jahr ins Leben gerufenen Munich Quantum Valley. Die Forschungs- und Innovationsinitiative gilt als internationales Vorzeigeprojekt und will die bayerische Hauptstadt zum global führenden Standort für Quantencomputing machen.
Staat als erster Auftraggeber
Geholfen habe auch der Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, erzählt Glätzle. Das sei eine industriepolitische Entscheidung gewesen und habe neue Investoren auf den Plan gerufen. An Bord sind auch Geldgeber …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft