Warum Thalia jetzt bei Billa einziehen will

Wirtschaft

Österreich-Chefin Heumann prüft weitere Kooperationen im Handel und stattet Filialen mit Selbstbedienungskassen aus

Den Strichcode des Buches scannen, das Kassa-Symbol antippen, die Kartenzahlung wie gewohnt durchführen – und schon ist der Kauf erledigt: Um langes Anstellen an der Kassa zu vermeiden, stattete die Buchhandelskette Thalia im ersten Halbjahr alle Filialen in Österreich mit Selbstbedienungskassen aus. „Wir merken jetzt schon, das wird unheimlich gut angenommen, vor allem im urbanen Bereich“, berichtet Thalia-Österreich-Chefin Andrea Heumann dem KURIER.

Gerade werde in den Geschäften nachjustiert, wo die Self-Service-Kassen am besten platziert werden müssen, damit sie die Kunden auch finden. Die Personenkasse werde dadurch nicht verschwinden, und auch gänzlich bargeldlose Filialen werde es bei Thalia künftig nicht geben, versichert Heumann. „Ich würde unseren Kunden nie vorschreiben, wie sie zu bezahlen haben, das wäre ja Bevormundung.“ Thalia habe aber gemerkt, dass viele Kunden ihr Buch wieder zurücklegen, wenn die Warteschlange vor der Kassa zu lange ist. „Solche Kaufabbrüche wollen wir dadurch vermeiden.“

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Mehr Bücherinseln

Um den Buchabsatz anzukurbeln, setzt Thalia nach dem Vorbild von Tchibo seit ein paar Jahren auf Kooperationen mit anderen Händlern. In Österreich wurde vor drei Jahren mit eigenen „Bücherinseln“ bei ausgewählten Interspar-Filialen begonnen. Heumann ist mit der Spar-Kooperation „sehr zufrieden“. Zu den bestehenden acht Standorten mit Thalia-Bücherinseln sollen daher weitere vier dazukommen. Es habe sich gezeigt, dass die Umsätze dort nicht zulasten jener in den Thalia-Filialen gehen, erklärt die Chefin. Sie kann sich vorstellen, das Shop-im-Shop-Prinzip auch auf Billa-, Billaplus oder Bipa-Filialen auszudehnen. „Wir konzentrieren uns jetzt einmal auf Spar, aber in ein paar Jahren, warum nicht?“

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Vorbild ist Deutschland, wo Thalia derzeit in mehr als 800 Rewe-Märkten einzieht. Auch mit Rossmann und Edeka wird kooperiert. Mit „Thalia Retail Concept“ wurde sogar ein eigener Geschäftszweig im Unternehmen geschaffen. „Ich kann mir vieles auch für Österreich vorstellen“, zeigt sich Heumann offen für Partnerschaften.

Lukas Maier48 eigene Geschäfte

Thalia ist derzeit mit 48 eigenen Filialen in Österreich präsent, weitere sollen noch hinzukommen. Potenzial sieht Heumann vor allem in kleineren Städten wie zuletzt in Spittal/Drau. „Wir brauchen stationäre Sichtbarkeit, weil das für das Gesamtkonzept wichtig ist. Dort, wo wir stationäre Läden haben, haben wir auch bessere Online-Umsätze“, erläutert sie. Auch die jüngere, digitale Zielgruppe treffe sich gerne in der Buchhandlung. „In diesem Bereich hat Tiktok einen positiven Einfluss.“

Den Vorwurf, dass Thalia durch seine Marktmacht kleinere, inhabergeführte Buchhandlungen verdränge, lässt Heumann nicht gelten. „Wir haben überhaupt kein Interesse daran, kleinere Buchhandlungen zu verdrängen. Da machen viele einen tollen Job. Wir können auch nebeneinander existieren.“

Mit der Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr zeigt sich Heumann „äußerst zufrieden“. Beim Buch, das noch immer rund 70 Prozent des Umsatzes ausmacht, gebe es keine Kaufzurückhaltung. Lesetrend bei den Jüngeren seien fremdsprachige Bücher, während bei den Älteren Lebenshilfe-Bücher boomen. Wenn gespart werde, dann eher bei Deko- und Geschenkartikeln. Das Gefühl der Sortimentserweiterung täusche etwas, meint sie. „Wir weiten den Nicht-Buch-Bereich mit Ausnahme von Spielwaren nicht mehr aus, unsere Kernkompetenz bleibt das Buch.“

Lukas Maier

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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