Wenn das E-Auto zum mobilen Stromspeicher wird

Wirtschaft

Batterien von Elektrofahrzeugen könnten das Stromnetz stabilisieren. Besitzer würden davon auch finanziell profitieren. Noch gibt es aber Hürden.

Mit Elektroautos könnte man künftig nicht nur durch die Gegend fahren, ihre großen Batterien könnten auch Haushalte mit Strom versorgen und das Stromnetz stabilisieren. Möglich wird dies durch das sogenannte bidirektionale Laden. Strom fließt also nicht nur von einer Steckdose in ein E-Auto, sondern nimmt auch den umgekehrten Weg. Dafür könnten E-Auto-Besitzer künftig auch Geld erhalten.

Im kleinen Maßstab würden Haushalte damit das Auto wie einen Heimspeicher verwenden. Sie könnten die Batterie etwa zu günstigen Zeiten laden und zu Zeiten mit hohem Strompreis wieder entleeren. Dabei spricht man von „Vehicle to Home“, kurz V2H. In größerem Maßstab würden die E-Auto-Akkus aber auch von Stromnetzbetreibern genutzt werden. Sie könnten Überschüsse, etwa aus der Spitzenzeit der Solarstromproduktion zu Mittag, in die Batterien leiten. Am Abend, wenn der Strombedarf im Netz am höchsten ist, könnte man die Akkus einer Vielzahl von E-Autos anzapfen anstatt zusätzliche Kraftwerke zu aktivieren. Hier spricht man von „Vehicle to Grid“ (V2G), also Auto zu Stromnetz.

Norm-Umsetzung

Die doppelte Nutzung von E-Auto-Akkus würde also einige Vorteile mit sich bringen. Das bidirektionale Laden wird deshalb intensiv weiterentwickelt. Es gibt aber immer noch Hürden, die man zuerst beseitigen müsste. Eine der größten sei die Implementierung einer ISO-Norm, die festlegt, wie E-Auto und Ladestelle miteinander kommunizieren müssen, um Strom in beide Richtungen auszutauschen, erklärt Thomas Wiedner, Geschäftsführer des Next-Incubator der Energie Steiermark. Autohersteller zögern bei der Norm-Umsetzung, möglicherweise aus Sorge um Garantien auf die Lebensdauer der Batterien.

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Bei V2G fehlen noch eine ganze Reihe von Standards, Normen und Regeln, erklärt Julia Vopava-Wrienz von der Montanuniversität Leoben. Beispiel sei das noch nicht umgesetzte Elektrizitätswirtschaftsgesetz, das den Betrieb von Speichern durch Netzbetreiber regelt. „Ein Auto ist bei V2G nur ein mobiler Speicher“, sagt die Stromnetzexpertin.

Viele Geschäftsideen

Einige Grübelei ist auch noch bei der Abstimmung von Netzbetreibern und E-Auto-Besitzern notwendig. „Als E-Auto-Fahrerin möchte ich ja meine Mobilität nicht verlieren“, sagt Vopava-Wrienz. Im Prinzip würde es aber kein Problem darstellen, E-Auto-Nutzern eine geeignete App zur Verfügung zu stellen, sagt Christian Kurz vom Green Energy Lab. Am Smartphone würden sie dann genau angeben, wann sie die Batterie für den netzdienlichen Betrieb zur Verfügung stellen und wann sie ihr E-Auto selbst benötigen.

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So eine App könnte künftig von einem Unternehmen kommen, das als Aggregator fungiert, erklärt Wiedner. Sie könnten die E-Auto-Akkus vieler Menschen verwalten und sie Energieversorgern als Speicher anbieten. „Es gibt Start-up-Unternehmen, die bereits Lösungen in dieser Richtung entwickeln“, sagt Wiedner.

Natürlich würden E-Auto-Besitzerinnen für die Verwendung ihrer Batterie entlohnt werden. Hier gibt es laut Kurz eine „große Fantasie an Tarifmodellen“. Man könnte etwa für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde Geld erhalten oder Gutscheine auf die Stromrechnung.

Bei V2H sei man dem Ziel schon relativ nah, sagt Wiedner: „Ich bin guter Dinge, dass einige Autohersteller das bereits nächstes Jahr erlauben und dass man passende Ladegeräte dafür kaufen können wird. Bei V2G wird es etwas länger dauern.“

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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