Wenn Paket-Zusteller nicht anläuten und wer für den Verlust haftet

Wirtschaft

So bequem Einkaufen per Mausklick ist, so mühsam kann es werden, wenn die Lieferung nicht klappt. Von Zustellern, die nicht anläuten, und Geschäften, in die man niemals gehen würde.

Im besten Fall hat sich der Nachbar erbarmt. Wenn nicht, findet man sich zwischen Handyhüllen und Ladekabeln, Kopierern und Fototassen, Hundeleckerlis und Fischfutter wieder, blickt in die genervten Gesichter der Wartenden und lauscht der sich ständig wiederholenden Aufforderung „Einen Ausweis, bitte!“.

Um die Welt der Paketshops kennenzulernen, erfordert es mitunter nicht einmal Abwesenheit. Viele von uns waren schon einmal „nicht anzutreffen“, obwohl sie zu Hause waren.

Das vorweihnachtliche Paketgeschäft offenbart den Widersinn des Online-Handels am deutlichsten. So komfortabel es ist, wenn das Packerl zur Tür kommt, so mühsam ist es, wenn es das nicht tut.

Mysterium der Zahlen

In Österreich wurden vergangenes Jahr 358 Millionen Pakete zugestellt, die meisten davon vor Weihnachten. Etwas mehr als die Hälfte von der Post. Es folgen Amazon mit 16,4 Prozent Marktanteil und DPD mit 14,8 Prozent, besagen Zahlen der Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde RTR.

Wie viele solcher Paketshops es in Österreich gibt, weiß allerdings nicht einmal die Wirtschaftskammer. Sie seien „keiner bestimmten Branche“ zuordenbar, da von Trafik bis Greißlerei alles dabei sei, und würden statistisch nicht erhoben werden, heißt es auf KURIER-Anfrage.

Die Logistikunternehmen selbst geben nur bedingt Auskunft. Lediglich DPD ist konkret und nennt als Zahl 1.800 Paketshops in ganz Österreich. Die Top-drei-Branchen der sogenannten Paketpartner seien Supermärkte, Elektro- und Papierfachhandel.

Die Geschäfte selbst wollen sich damit ein Zubrot verdienen. Häufig ist von 50 Cent pro Paket die Rede. Zudem lockt sie das Versprechen, damit Kunden zu gewinnen und den Umsatz zu steigern.

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Doch der Aufwand ist groß. Bei einem Besuch bei Paketshops im 14. Bezirk in Wien gibt man sich zugeknöpft. Was aber durchklingt: Die Paketflut werde immer mehr, die Kundschaft immer ungeduldiger. Und nur weil mehr Menschen ins Geschäft kommen, heißt dies noch lange nicht, dass sie auch etwas kaufen.

Ulla Harms, Buchhändlerin im 15. Bezirk in Wien, hat ihr Paketshop-Nebengeschäft deshalb schon vor vielen Jahren wieder abgedreht. „Die Trafik, die das davor gemacht hat, hat zugesperrt, und ich habe den Paketshop quasi als Nachbarschaftshilfe übernommen“, sagt sie. Aber bereits ein dreiviertel Jahr später habe es ihr gereicht. „Die Kunden waren schamlos, haben sich einen riesigen Eiskasten bestellt und tagelang bei mir stehengelassen.“ Auch finanziell habe es sich nicht ausgezahlt.

Wenn es nicht klingelt

Den Verdacht, dass es Zusteller gar nicht erst probieren und das Packerl direkt in den Paketshop bringen, bestätigt zwar niemand. DPD weicht der Frage aus. UPS gibt immerhin zu, bemüht zu sein, „solche Vorfälle auf ein Minimum zu reduzieren“. Dennoch zählt es zu den häufigsten Beschwerden im Jahresbericht der Schlichtungsstellen.

Gründe dafür gibt es jedenfalls. Laut Gewerkschaft vida arbeiten die Fahrer am Limit, Arbeitstage dauern bis zu 14 Stunden, meist auch am Samstag. Bezahlt werde pro Paket, was den Druck weiter erhöhe. Dafür mitverantwortlich sei ein wirres System aus Subunternehmen. Vida berichtet von Scheinselbstständigkeit und „menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen“.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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