Was Gastronomen bei der Preiskalkulation wirklich beachten müssen, weiß Christian Nehammer. Er vermietet Finanzprofis an Klein- und Mittelbetriebe.
Christian Nehammer war Spitzensportler im Segeln, schaffte es 2008 zu den Olympischen Spielen in Peking. Heute navigiert er Klein- und Mittelbetriebe durch wirtschaftlich herausfordernde Phasen und zeigt, wie sich – dem Leistungssport ganz ähnlich – finanzielle Ziele setzen und umsetzen lassen. Mit CFOs und Controller-Teams, die er zur Miete anbietet.
KURIER: Sie kommen aus dem Leistungssport, waren später viele Jahre im Controlling und als CFO tätig. Wie passt das zusammen?
Christian Nehammer: Es geht darum, Ziele zu setzen. Nehme ich mir vor, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, muss ich überlegen, was ich dafür bereit bin, zu tun, und wie ich das in einzelne Schritte runterbreche. Das ist sehr ähnlich der Controlling- und CFO-Denkweise. Möchte ich in meinem Unternehmen jedes Jahr zwanzig Prozent Umsatzwachstum haben bei einer Zehn-Prozent-Marge, muss ich genau überlegen, wie ich das erreiche, ob das gut für die Organisation ist, wie sie ausgestattet sein muss und was auf der Kundenseite zu tun ist.
Mit Ihrer Firma FPX bieten Sie Finanzprofis zur Miete an, weil Sie überzeugt sind, dass die kleinen Betriebe diese weder bekommen noch halten könnten. Warum?
Das hat mehrere Aspekte. Das eine Thema sind die Kosten. Wenn es ein Defizit gibt, braucht es nicht nur eine Person, sondern eine ganze Mannschaft, die ausfallsicher agieren kann. Firmen nehmen sich oft einen guten Controller. Der baut ein Steuerungsinstrumentarium auf und wenn das einmal implementiert ist, stößt er an gläserne Decken. Dann kommt er nicht weiter, ihm wird langweilig und er geht weg. Das haben wir bei kleineren Unternehmen mit bis zu 80 Millionen Euro Umsatz oft gesehen. Genauso ist es bei einem CFO.
Wofür brauchen KMU die professionellen Finanzer?
Bei Kleinunternehmen ist es oft so, dass die Buchhaltung für alles missbraucht wird. Da landen viele Dinge aus dem kaufmännischen Bereich, die keinen Platz finden. Aber wir nehmen die Buchhaltungsinformationen und bereiten sie so auf, dass man schnell zu Entscheidungsgrundlagen kommt.
Ihr Fokus liegt auf Kunden in Gastronomie und Hotellerie. Wo gibt es hier den größten Verbesserungsbedarf?
Wo wir genau hinschauen, sind Deckungsbeiträge pro Produkt. Damit man weiß, wie viel man wirklich pro Produkt verdient. Dieses Wissen über die vollständige Kostenstruktur ist in der Gastronomie äußerst selten vorhanden.
Dabei rechnen Gastronomen doch genau in dem Bereich meist akribisch nach.
Gastronomen haben ein unglaublich gutes Gespür, was sie am Markt durchsetzen können. In Wien ist es fast unmöglich, ein Wiener Schnitzel für 29 Euro zu verkaufen. In Westösterreich wäre das überhaupt kein Thema, aber in der Hauptstadt liegt die Grenze bei 24,90 Euro. Was Gastronomen machen, ist, sie kalkulieren den Verkaufspreis, den Wareneinsatz und damit landen sie dann beim Deckungsbeitrag eins. Nur habe ich im Unternehmen noch ganz andere Kosten, die ich mit aufschlagen muss. Personal, Energie, Miete, das sind die Deckungsbeiträge zwei und drei.
Die Angst ist natürlich, mit überhöhten Preisen die Kunden und letztlich den Umsatz zu verlieren.
Das ist genau die spannende Frage. Ich muss verstehen: Welche Artikel sind meine Renner und welche meine Penner. Dann ist die Frage: Erhöhe ich den …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft