Wie es mit den Zinsen in der Eurozone weitergehen wird

Wirtschaft

Zum bereits sechsten Mal in Folge hat die EZB die Zinssätze reduziert. Experten rechnen damit, dass es nur noch bis zu zwei weitere Schritte nach unten gibt.

Und wieder hat die Europäische Zentralbank unter Führung von Christine Lagarde an der Zinsschraube gedreht. Wie erwartet, wurden die Leitzinssätze um je 0,25 Prozentpunkte abgesenkt. Das ist die bereits sechste Zinssenkung seit Sommer 2024. Doch spannender ist die Frage, wie es in den nächsten Monaten weitergehen wird.

Und da zeichnet sich Beobachtern zufolge ab, dass heuer noch zwei Zinssenkungen folgen werden – und dann ist vorläufig Schluss. Noch vor einigen Monaten hatte es noch danach ausgesehen, dass es beim Einlagensatz weniger als 2,0 Prozent werden könnten. Doch die Vorzeichen haben sich geändert.

„Wir haben überall Risiken, überall Unsicherheit“, sagte Lagarde im Anschluss an die Sitzung. Man müsse daher abwarten und die Daten bewerten. Experten zufolge könnte die EZB bei der nächsten Sitzung im April auch eine Pause einlegen. Auf Nachfrage wollte Lagarde weder eine Pause noch eine weitere Senkung ausschließen.

Erwartungen obsolet

Zwar erwartet die EZB nun einen langsameren Rückgang der Inflation als auch ein geringeres Wachstum als noch im Dezember prognostiziert. Allerdings sind diese neuen Annahmen, die gestern, Donnerstag, veröffentlicht wurden, bereits wieder so gut wie obsolet. 

Das liegt an Deutschland und der Ankündigung von CDU-Chef Friedrich Merz, als künftiger Bundeskanzler eine halbe Billion Euro in die Infrastruktur des Landes zu pumpen. Hinzu kommt noch das 800 Milliarden schwere Paket der EU zur militärischen Aufrüstung. Auch hier wird Deutschland federführend sein.

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Diese beiden Punkte sollten der Konjunktur in Europa einen Booster geben, sodass die EZB bei den Zinsen im zweiten Halbjahr bis auf Weiteres keine Aktionen mehr setzen muss. Zumal mit diesen Pakten auch die Inflationsgefahren wieder steigen. Noch tiefere Zinsen wären dann eine zu hohe Dosis zur wirtschaftlichen Belebung.

Wachsam sein

Die genauen Folgen der veränderten deutschen Politik auf Wachstum und Inflation sind laut Lagarde aber noch nicht abschätzbar. „Dies ist ein laufender Prozess.“ Noch seien Zeitplan und Finanzierung offen. „Wir müssen aufmerksam und wachsam sein.“

Hinzugesellt sich das Risiko Donald Trump. Die US-Zollpolitik könnte auch im Euroraum die Inflation wieder steigen lassen – etwa durch Gegenzölle der EU.

Eurokurs zieht an

Nach Bekanntwerden der Entscheidung kletterte der Euro zum Dollar noch weiter und erreichte mit 1,085 Dollar den höchsten Stand seit November 2024. Seit Montag hat er um mehr als vier Cent zugelegt. 

Auch gegenüber anderen Währungen gab es Zugewinne. Die Gemeinschaftswährung profitiert von der Hoffnung auf mehr Wachstum in Europa. Zudem belastet der von US-Präsident Trump angezettelte Handelskrieg weiter den Dollar.

Holzmann schert aus

Die EZB-Ratsmitglieder, die über Zinsschritte entscheiden, haben übrigens laut Lagarde auf der Zinssitzung die Beschlüsse im Konsens getroffen. „Niemand hat sich dagegengestellt“, sagte Lagarde. Das österreichische Ratsmitglied, OeNB-Gouverneur Robert Holzmann, habe sich allerdings der Stimme enthalten. Zu Beginn des aktuellen Zinszyklus im Juni des Vorjahres stimmte er als einziges Ratsmitglied gegen eine Senkung.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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