
Auf den ersten Blick sieht Vulcan aus wie viele andere Industrieroboter auch. Zwei wuchtige, auf schwarze Sockel montierte schwenkbare Roboterarme, führen im Radius von rund drei Metern ihre Bewegungen aus. Anders als handelsübliche Industrieroboter verfügt Vulcan aber über besondere Fähigkeiten. Er erkennt nicht nur, wann er mit Gegenständen in Kontakt kommt, sondern auch, wie viel Kraft er aufwenden muss, um die Objekte zu bewegen, ohne sie zu beschädigen. Damit das funktioniert, ist er mit Videokameras und Sensoren ausgestattet. Verarbeitet werden die Daten von Künstlicher Intelligenz (KI).
Der Roboter sehe die Umgebung nicht nur, er könne sie auch fühlen, sagt Aaron Parnass, der die Abteilung Robotics und AI bei Amazon leitet. Er spricht von einem „Durchbruch“. KI ermögliche es, Systeme zu entwickeln, die ihre Umgebung verstehen, mit ihr interagieren und komplexe Aufgaben bewältigen können, sagte Parnass bei der Präsentation des Roboters, vergangene Woche in Dortmund.
Amazon
Mithilfe eines speziellen Werkzeugs verstaut Vulcan Gegenstände in Regalfächern.
Der Roboter mit Tastsinn soll Gegenstände in Stoffregalen verstauen oder sie aus Regalfächern herausnehmen. 75 Prozent des Hunderte Millionen Artikel umfassenden Sortiments des Online-Händlers können von dem Roboter bereits bewegt werden. Ausnahmen sind Flüssigkeiten, zylinderförmige Objekte oder Bälle.
In Amazons Logistikzentren in Winsen bei Hamburg und Spokane im US-Bundesstaat Washington sind bereits die ersten sechs Vulcan-Roboter im Einsatz. Weitere 60 sollen noch heuer ihren Dienst aufnehmen und in den kommenden Jahren auch an weiteren Standorten in den USA und Europa eingesetzt werden.
Vormarsch der Roboter
In den vergangenen Jahren haben zunehmend Roboter in die Logistikzentren des Konzerns Einzug gehalten. Rund 750.000 mobile Roboter sind weltweit bereits im Einsatz. Dazu zählen die Systeme Sparrow, Cardinal und Robin, die bereits verpackte Pakete bewegen oder Proteus, Titan und Hercules, die Stoffregale in den Hallen transportieren.
Viele der Roboter wurden von Amazon selbst entwickelt und produziert. Amazon sei nicht nur der weltgrößte Nutzer von Industrierobotern, sondern auch der weltgrößte Hersteller, sagt Parnass. Rund 16.000 Mitarbeiter sind in der Robotik-Abteilung des Konzerns beschäftigt.
Amazon
Aaron Parnass leitet den Robotik-Bereich bei Amazon
Dazu kommen Tausende Mitarbeiter in den Verteil- und Logistikzentren, die Roboter warten. Dafür werden auch Lagerarbeiter im Rahmen von Aus- und Weiterbildungsprogrammen umgeschult. Ganz auf menschliche Mitarbeiter verzichten, will man bei Amazon nicht. „Menschen sind gut darin, Probleme zu lösen“, sagt Parnass.
Roboter helfen auch dabei, die Laufwege für Mitarbeiter drastisch zu reduzieren. Menschen müssen nicht mehr kilometerweit durch die Gänge laufen, um Artikel einzusammeln. Die Regale werden an vielen Standorten bereits heute von mobilen Robotern für die Weiterverarbeitung zu ihnen gebracht.
Systeme wie Zancasort, das ebenfalls in Dortmund vorgestellt wurde, sollen dafür sorgen, dass Mitarbeiter die Pakete nur noch von einem Förderband heben und ähnlich wie beim Computerspiel Tetris platzsparend in die dafür vorgesehene Ausliefertasche schlichten müssen. Die Automatisierung ermöglicht es auch, die Zentren auf weniger Raum zu errichten. Statt einer Fläche von 16 Fußballfeldern sei für Zentren neuerer Bauart nur noch eine Fläche von sechs notwendig, sagte ein Amazon-Mitarbeiter.
Patrick Dax
Amazon-Mitarbeiter verstauen die Pakete in Liefertaschen.
Zahl der Mitarbeiter wächst
Weil das Geschäft brummt und durch die Effizienzsteigerung mehr Waren umgeschlagen werden, baut der Konzern aus. Die Anzahl der Mitarbeiter ist zuletzt gewachsen. …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft