Zu stark reguliert? „Wenn Bürokratie nur noch Selbstzweck ist, muss sie weg“

Wirtschaft

Eine Diskussion mit Politik und Wirtschaft – und dem Wunsch nach weniger Regulierung.

„Wir müssen öfter schonungslos die Wahrheit sagen“, sagte Badens neue Bürgermeisterin Carmen Jeitler-Cincelli am Donnerstag im Casino Baden. Sie war eine von 150 Gästen beim Hermes.Wirtschafts.Forum, organisiert von Hermes-Macher Gerhard Schlögel. Es ging um Bürokratie, etwas mit dem sie zu kämpfen hat – besonders im Hinblick auf Effizienz, die unter bürokratischen Hürden häufig leidet. Im Gespräch mit Leadersnet-Chef Paul Leitenmüller sagt sie: „Manche Regeln haben ihren Sinn. Aber wenn die Bürokratie überhand nimmt, niemand sie hinterfragt, sie nur noch Selbstzweck ist, muss sie weg.“

Wie Überbürokratie die Wirtschaft schwächt

„Österreich ist ein Land, das es gut versteht, sich selbst zu regulieren“, sagte Sandra Baierl, KURIER-Ressortleiterin und Moderatorin des Abends. Das sei in manchen Bereichen notwendig, damit Transparenz, Rechtssicherheit und Verlässlichkeit geschaffen werden. Aber wie viel Regulatorik verträgt Österreich noch?

Laut den Podiumsgästen würden Wachstum, Entwicklung und Innovation dadurch jedenfalls erschwert. Der Aufwand, den Regulierungen nachzukommen, werde stetig größer, sagte Sascha Haimovici (IMMOcontract). „Es braucht Beraterteams, weil alles zu komplex geworden ist. Mit einem gesunden Hausverstand allein lässt sich das alles nicht mehr lösen.“ Hermann Retter (Bio-Natur-Ressort RETTER & RETTER Reisen) sprach etwa die aktuell viel diskutierte Trinkgeldversteuerung in der Hotellerie an: „Das ist ein Riesenaufwand für etwas, das der Mitarbeiter direkt vom Gast erhält. Ich finde das irrwitzig.“ Manche Formulare müsse man sogar noch handschriftlich ausfüllen. „Es macht sich niemand Gedanken, ob das noch zeitgemäß ist. Hier fehle komplett die Qualitätskontrolle.“

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„Es braucht mehr Zusammenarbeit“

Laut Christian Spendel (LKW Friends on the Road) sei es in seinem Bereich, der Gütertransport-Branche, schon schwer genug, überhaupt alle Vorschriften zu kennen, an die man sich halten müsse. „Das ist die größte Herausforderung.“ Teilweise kenne man die Strafe, aber nicht die Regulierung, sagte auch Anette Klinger,Geschäftsführerin von IFN Internorm. Den Grund für die zunehmende Bürokratisierung sieht sie im wachsenden Misstrauen. „Ich erlebe, dass wir uns vom Wir zu einem Ich entwickelt haben und glauben, alles gesetzlich regeln zu müssen.“ Von diesem Gedanken müsse man wegkommen. „Für ein vereinfachtes, verbessertes System braucht es aber die Unterstützung und das Verständnis seitens der Politik“, fügt Haimovici hinzu.

Die angeregten Diskussionen endeten nicht auf dem Podium: Auch während des Networking-Teils wurde intensiv weitergesprochen – bei Köstlichkeiten und hervorragendem Wein von Wenzl-Kast.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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