Zwettler-Chef: „Einwegpfand hat das Einkaufsverhalten ganz massiv geprägt“

Wirtschaft

Wenn Karl Schwarz seine Nerven beruhigen will, wirft er einen Blick auf den Getränkemarkt. Was er dort sieht? Der Konsum von Mineralwasser ist 2025 um 13 Prozent zurückgegangen, berichtet er. Auch Fruchtsaft soll um zehn Prozent rückläufig sein. Warum ihn das beruhigt? Weil sich das Trinkverhalten der Menschen nicht nur bei seinem Produkt verändert hat, sondern insgesamt. 

Karl Schwarz ist als Verbandsobmann der Brauereien Österreichs quasi der oberste Bierbrauer dieses Landes. Er selbst führt die Privatbrauerei im niederösterreichischen Zwettl in fünfter Generation. Heuer ist Bier im Gesamtkonsum um 6,5 Prozent zurückgegangen. Aber der Zenit im Bierabsatz wäre laut Karl Schwarz schon längst überschritten.

Bier in der Krise

Die Vorweihnachtszeit ist traditionell gut für das Biergeschäft. Dennoch möchte Schwarz nicht verhehlen, „dass das heurige Jahr für die gesamte Branche ein schwieriges ist.“ Was es so herausfordernd macht? „Wenn wir das genau wüssten, würden wir uns leichter tun, auch danach zu handeln“, sagt er im KURIER Business Gespräch.

Einen belastenden Faktor identifiziert er dann doch schnell. „Das Einwegpfand hat das Einkaufsverhalten ganz massiv geprägt“, sagt er. Das zeigt sich im Verkauf, denn dort erlitt das Dosenbier den größten Einbruch. Dass Bier im Lebensmitteleinzelhandel zu 80 Prozent nur mehr in Aktion gekauft wird, verschärfe die Lage zusätzlich. In eine Negativspirale will sich der Unternehmer trotzdem nicht begeben. Denn die schade nicht nur der Wirtschaft, sondern letztlich der ganzen Gesellschaft.

„Was uns in den vergangenen Jahren als Branche schon bewegt, ist, dass die Stimmung im Land einfach nicht gut ist“, sagt er. „Die Anlässe, wo man wirklich zusammenkommt, werden tendenziell weniger, weil die Leute Angst vor der Zukunft haben, viel Zuhause bleiben.“ Die Qualifikation der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft für die WM 2026 hätte gezeigt, was eine positive Stimmung bewirken kann, sagt Schwarz: „Das setzt positive Energien frei und macht Mut für neue Entscheidungen.“ Das brauche es in der Wirtschaft und ganz dringend in der Politik, appelliert er. „Nur wenn man mutige Entscheidungen trifft, beginnt das Werkel auch wieder so richtig zu laufen.“

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Null oder zehn Prozent

Auch für das eigene Unternehmen hat Schwarz mutige Entscheidungen getroffen. Etwa 21 Millionen Euro in eine neue Anlage zu investieren, die kürzlich in Betrieb gegangen ist. Außerdem nimmt die Privatbrauerei Zwettl jetzt auch alkoholfreie Alternativen verstärkt ins Visier, feilt an den Rezepturen. Etwa bei Limonaden und, ganz wichtig, beim alkoholfreien Bier. Dieses nimmt aktuell österreichweit vier Prozent Marktanteil ein. Karl Schwarz aber ist überzeugt, dass „der Weg Richtung zehn Prozent in Österreich und in den benachbarten Ländern“ gehen und „sehr rasch zu erreichen“ sein wird.

Ein überraschender Zugang. Denn alkoholfreies Bier ist im Vergleich zum entalkoholisierten Wein längst etabliert. Warum es plötzlich mehr Nachfrage verbuchen sollte? Weil es jetzt neue Technologien gibt, es wirklich schmackhaft zu gestalten, erklärt der Braumeister. Davon verspricht er sich ein „großes und gesundes Wachstum“, das er auch in einem weiteren Bereich erwartet. In der kompletten Gegenbewegung zum Null-Promille-Trend. „Interessanterweise wachsen wirklich gehaltvolle Starkbiere in Österreich“, sagt er. Also Biersorten mit teilweise über zehn Prozent Alkohol. Die logische Folge: Das Mittelmaß – also das klassische Bier mit seinen fünf Volumenprozent – …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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