Tom Schilling wird durch Achtsamkeitstraining zum Mörder.
Wenig regt bei Stress mehr auf, als der lieb gemeinte Hinweis: Probier’s doch mal mit Meditation oder Achtsamkeitstraining. Auch Anwalt Björn (Tom Schilling) ist vom Vorschlag seiner Frau Katharina (Emily Cox) zunächst nicht angetan: „Achtsamkeit? Dein Ernst? Come on!“ Widerwillig sucht er in der neuen Netflix-Serie „Achtsam Morden“ dennoch einen Coach in hellen Leinengewändern auf. Der verspricht ihm, dass er nach zwölf Wochen Training mit „beruflichen Arschloch-Situationen“ besser umgehen wird.
Und das funktioniert vielleicht sogar ein bisschen zu gut: Denn kurze Zeit später kann Björn so präsent im Hier und Jetzt sein, dass er ganz auf seinen Klienten und Mafiaboss Dragan vergisst, den er in seinem Kofferraum aus der Stadt schmuggeln sollte. Der wird nach mehreren Stunden im heißen Auto zwar nicht mehr zum Problem für Björn – sehr wohl aber seine Anhänger, darunter Sascha (Murathan Muslu).
„Achtsam Morden“ beruht auf dem gleichnamigen Bestseller des deutschen Anwalts Karsten Dusse von 2019. Der Roman wurde in 26 Sprachen übersetzt, mittlerweile sind mehrere Fortsetzungen erschienen.
Wie das Buch macht sich auch die Serie über gängige Achtsamkeitsmantras lustig, während ebendiese in kleinen Häppchen dem Publikum vermittelt werden.
Klischees
Nicht wegatmen lassen sich leider die klischeehaften Darstellungen: der sich selbst bemitleidende Karrieretyp, der es nicht einmal zum Kindergeburtstag rechtzeitig nach Hause schafft, die übervorsichtige Mutter, die bissige Sekretärin, der cholerische Mafiaboss.
Björns Kommentare aus dem Off sorgen hingegen für Komik: Er sei nicht gewalttätig, ganz im Gegenteil – „den ersten Menschen habe ich auch erst mit 42 umgebracht“, erklärt der Anwalt seelenruhig, während er eine Leiche im Häcksler verschwinden lässt. Und es bleibt nicht der einzige Tote, um den er sich in den durchaus blutigen acht Folgen kümmern muss. Stress hat er dabei immerhin keinen mehr.
Source:: Kurier.at – Kultur