Stück nicht fertig, Dirigent simuliert seinen Tod: Ensemble Kontrapunkte feierte 50er

Kultur

Gottfried Rabl zelebriert 50 Jahre Ensemble Kontrapunkte im Musikverein.

Von Susanne Zobl

Was, wenn eine Komposition nicht rechtzeitig zur Uraufführung fertig wird? Wenn Musiker an den Pulten Position bezogen haben und die erhofften Noten noch immer nicht eingetroffen sind?  Diesen Albtraum eines Dirigenten machte Sânziana-Cristina Dobrovicescu zum Clou ihres Auftragswerks „Es fängt fast an. Quasikonzert für einen erzählenden Dirigenten und für einen Schlagzeuger“, das sie für den 50er des traditionell innovativen Ensembles Kontrapunkte ersonnen hatte. 

Seit der Saison 1974/75 ist der Abonnement-Zyklus der Formation fixer Bestandteil im Programm des Musikvereins. In mehr als 300 Konzerten kann dieses Ensemble 200 Uraufführungen und österreichische Erstaufführungen verbuchen. 

Als der Gründer Peter Keuschnig 80 wurde, übergab er die Leitung an Gottfried Rabl. Der erwies sich beim Jubiläumskonzert nicht nur als vorzüglicher Interpret zeitgenössischer Musik, sondern auch als Darsteller, der vor nichts zurückschreckt. Weil es in der Partitur so vorgesehen ist, stotterte er mit der Überzeugungskraft eines Schauspielers in der fein ziselierten Arbeit der slowenischen Komponistin. 

Mit „Troglodyte Angels Clank By“, für das sich Clara Iannotta von der irischen Dichterin Dorothy Molloy inspirieren ließ, führt er in eine musikalische Klangeishöhle. Sämtliche Instrumente erklingen dabei mit elektronischer Verstärkung. Diese regulierte die Schöpferin, der im Musikverein in dieser Spielzeit ein Schwerpunkt gewidmet ist. Manche Passagen klangen wie geschüttelte Eiswürfel, changierten mit eindrücklichen Klangbögen, einer verstörend schönen Weise einer Geige oder immer wieder sich aufbäumenden Flageolettönen. 

Das „Finale mit Kammerorchester“ schlug den Bogen zum Auftaktwerk, denn Dobrovicescu fühlt sich dessen Schöpfer Mauricio Kagel verbunden. Dass der Dirigent dabei seinen Exitus darstellt, erschreckte manche im Publikum, denn Rabl ließ sich mit Verve fallen. Bei Claude Viviers „Bouchara“ betörte Ekaterina Krasko mit ihrem Gesang. Zum Ausklang Schönklang von Gavin Bryars „Jesus‘ Blood never failed me yet“ mit dem in Dauerschleife eingespielten Gesang eines unbekannten Obdachlosen. Ob der jemals dafür adäquat entlohnt wurde, konnte nicht eruiert werden. Ändert aber nichts an der hohen Qualität dieses Konzerts. Viel Applaus. Von: Susanne Zobl 4 Sterne

  ORFIII klagte Betriebsrat wegen Nebenbeschäftigung

…read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.