Von Jeans und weißen Sneakers: Wenn Politiker Dresscodes ignorieren

Politik

Kleider machen Leute – auch in der Politik. Nicht immer spielen die Volksvertreter aber nach jenen informellen Regeln, die die Tradition gebieten würde.

Wenn es darum geht, im österreichischen Nationalrat für Furore zu sorgen, könnte man Herbert Kickl wohl getrost einen Wiederholungstäter nennen. Bei der Sitzung am Mittwoch sorgte allerdings weniger seine verbale Abrechnung mit der sich noch im Amt befindlichen Regierung oder sein Rundumschlag gegen die mögliche künftige Dreierkoalition für Gesprächsstoff – vielmehr war es die Hose des FPÖ-Chefs, die auffiel.  

APA/HELMUT FOHRINGER

Eine offizielle Kleiderordnung gibt es bei Sitzungen des österreichischen Parlaments zwar nicht, Kickls Hosenwahl kann aber durchaus als Bruch eines informellen Tabus gewertet werden. 

Der FPÖ-Obmann ist jedoch keineswegs der Erste, der sich über die stillen Regeln des politischen Dresscodes hinwegsetzt, seine Jeans reiht sich in eine lange Tradition der modischen Aufreger ein. Der ehemalige Innenminister betrat das Hohe Haus nämlich nicht im gewohnten Business-Look, sondern trug eine legere Blue-Jeans. 

Ex-Gesundheitsminister Mückstein „mag Sneakers wirklich“

„Die Zeit war knapp“, erklärte Wolfgang Mückstein im April 2021 nach seiner Angelobung zum Gesundheitsminister. Zwar trug der Grün-Politiker standesgemäß einen Anzug, als er Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg gegenübertrat, seine weißen Sneakers erregten aber die Gemüter. 

„Ich habe in den letzten zehn Jahren in Sneakers und in einem weißen Polo ordiniert. So schnell werde ich mich nicht verbiegen“, gab der studierte Mediziner damals zu verstehen. Nachsatz: „Ich mag Sneakers wirklich.“

Auch Joschka Fischer war auf weißen Sohlen unterwegs

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Mücksteins modischer Tabubruch wirkt fast wie eine Reminiszenz an einen Vorfall, der sich vor fast 40 Jahren in Deutschland ereignete. Joschka Fischer, damals noch junger Abgeordneter der Grünen, betrat die politische Bühne Hessens mit einem Auftritt, der in Erinnerung bleiben sollte. Bei seiner Vereidigung zum Umweltminister im Jahr 1985 trug auch er keine klassischen Lederschuhe, sondern weiße Sneakers, oder wie man in jener, noch Großteiles Anglizismen-freien Zeit sagte: Turnschuhe. 

Die konservative Presse tobte: Ein Minister in Turnschuhen, das sei ein Affront gegen die Würde des Amtes!

APA/DPA/Oliver Stratmann

Joschka Fischers Turnschuhe im Ledermuseum Offenbach.

Fischer hat es später als Bundesaußenminister nach Berlin geschafft, die Schuhe ins Museum: Seit 1990 stehen sie im Deutschen Schuhmuseum in Offenbach und gelten dort bis heute als Hauptattraktion.

„Ich hab die Schuhe ganz bewusst getragen. Es war ein Signal an die Basis“, erzählte Fischer heuer bei einem Kongress dem KURIER. „Ich wollte damit ausdrücken, dass ich nach wie vor bodenständig war und den Kontakt mit unseren Leuten nicht verlieren wollte.“ Das hatte einen Grund: Die grüne Parteibasis war gegen eine Regierungsbeteiligung.

Verteidigungs-Ministerin trug „Spiegelei-Schuhe“

Spannen wir den Bogen zurück nach Österreich, bleiben thematisch aber noch beim Schuhwerk: Im Jahr 2007 sorgte die damalige Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) für Aufsehen, als sie in rot-weiß-karierten Turnschuhen zur Regierungsklausur erschien. 

Gelbe Schuhbänder und eine Spiegelei-Applikation komplettierten ein Erscheinungsbild, das in bürgerlichen Kreisen die Wogen hochgehen ließ.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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