Große Würfe gab es auch bei dieser Klimakonferenz nicht. Aber wo stehen wir mit Blick auf den Zustand unseres Planeten?
Und wieder kann man nach einer Klimakonferenz nur hoffen, dass die nächste – in Belem, Brasilien – ein besseres Ergebnis liefert.
In Baku ging am Samstag die 29. der Vereinten Nationen zu Ende. Es gab kleine Fortschritte beim Thema internationale Klimafinanzierung. Aber die großen Brocken – etwa ein Zieldatum für ein Ende der fossilen Energien weltweit – gab es nicht. Wenige Wochen vorher endete die 16. UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt in Cali, Kolumbien, ähnlich ergebnislos: Nur 44 von 196 Mitgliedsstaaten der Biodiversitätskonvention reichten die geforderten konkreten Pläne für den Schutz von Land- und Ozeanflächen ein. Und die Industrieländer verweigerten ausreichende Zusagen für den Biodiversitätsfonds, aus dem ärmere Länder den Naturschutz finanzieren sollen.
Also wie steht unsere Biosphäre da, nach zwei wichtigen Konferenzen zur Klimakrise und zur Artenvielfalt? Den besten Überblick bieten zwei wissenschaftliche Analysen: Jene über die Belastungsgrenzen der Erde und die Kipppunkte im Klimasystem.
Planetare Grenzen
Dazu haben Forscher für neun Systeme planetare Grenzen definiert, die einen „sicheren Handlungsspielraum“ für die Menschheit auf der Erde festlegen. Bestimmte Grenzwerte sollten nicht über- oder unterschritten werden, um die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) der Erde nicht zu gefährden. Der aktuelle Forschungsstand zeigt, dass sechs dieser neun Grenzen überschritten sind:
Abbau der Ozonschicht
Ozon in der Stratosphäre filtert ultraviolettes Licht der Sonnenstrahlung, das den Gen-Code aller Lebewesen schädigen und für Menschen krebserregend sein kann. Die wichtigste Ozon-schädigende Substanz, FCKW-Gas, wurde verboten, ein wichtiger Erfolg der Umweltschutzbewegung.
Aerosole
Der durch Menschen verursachte Ausstoß von Aerosolen, also kleine Partikeln in die Atmosphäre wie etwa Ruß, wirkt sich negativ auf die menschliche Gesundheit aus und führt zu Veränderungen im Klimasystem. Auch diese Belastungsgrenze ist nicht überschritten.
Versauerung der Ozeane
Die Ozeane werden durch die Aufnahme von CO2 aus der Luft immer saurer, das heißt, ihr pH-Wert sinkt. Das hat Auswirkungen auf die Lebewesen im Meer, etwa die Muscheln. Die Belastungsgrenze ist nicht überschritten.
Kurier Grafik
Neue Chemikalien
Die Menschheit hat eine Vielzahl neuer Stoffe in die Umwelt gebracht wie Mikroplastik oder Pestizide. Viele der über 300.000 Chemikalien sind völlig neuartige Stoffe, deren Aus- und Langzeitwirkungen auf das Ökosystem und den Menschen weitgehend unbekannt sind. Diese Grenze gilt als überschritten.
Artenschutz & Biosphäre
Die biologische Vielfalt und die Intaktheit der lebenden Welt stabilisieren das gesamte Erdsystem. Menschliche Eingriffe in die Natur bedrohen diese. Zerstörung von Ökosystemen und Artensterben haben sich vervielfacht, die planetare Belastungsgrenze gilt als bereits weit überschritten.
Stickstoff und Phosphor
Wie andere wichtige Nährstoffe bewegen sich Stickstoff und Phosphor in Kreisläufen und in Mengen, auf die sich die Ökosysteme im Lauf der Evolution eingestellt haben. Diese Kreisläufe sind durch viel Dünger aus der Balance gebracht, es ist zu viel Stickstoff und Phosphor im Umlauf. Die Grenze ist deshalb stark überschritten.
Süßwasser
Das für Pflanzen verfügbare Wasser aus Regen, Bodenfeuchte und Verdunstung („grünes Wasser“) wird weltweit immer knapper.
Landnutzung
Landwirtschaft und Siedlungsbau verändern die Landschaft massiv, insbesondere in den vergangenen 50 Jahren, wo etwa Wälder besonders häufig in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt wurden. So verlieren sie wichtige Ökosystem-Funktionen. Die planetare Grenze gilt als leicht überschritten.
Klima
Treibhausgase wie CO2 nehmen seit 150 Jahren zu, …read more
Source:: Kurier.at – Politik