Liest das wer? Immer weniger Buchkäufer, immer teurere Bücher

Kultur

Die Zahl der Neuerscheinungen schrumpft, auch jene der Käufer und Leser von Büchern. Die Verlage und Autoren halten, zum Glück, dagegen – noch.

Die Vorweihnachtszeit ist – noch weit mehr als der Sommer – der Jahreshöhepunkt für das Lesen: Die Verlage werfen (siehe verlinkte Interviews unten) die letzten faszinierenden Großwerke fürs Weihnachtsgeschäft auf den Markt. Auch wer übers Jahr vielleicht in keiner Buchhandlung war, pilgert nun für bildungsbürgerlich erwünschte Geschenke dorthin.

Und die heute endende Buch Wien holt gerade zeitgerecht die reichhaltigen Angebote der heimischen Verlage vor den Vorhang.

Doch die gar nicht so weihnachtliche Realität ist, dass es in der Buchbranche und auch beim Verhältnis der Menschen zum Buch ordentlich knirscht. 

Die Anzahl der Menschen in Österreich, die Buchgeschäfte betreiben – nicht der Buchgeschäfte, die oft zu Ketten gehören – ist seit 2012 um mehr als ein Viertel gesunken.

Ebenso die Anzahl der Neuerscheinungen: Gab es 2014 in Deutschland – natürlich das beherrschende Land am deutschsprachigen Buchmarkt – noch mehr als 87.000 Neuerscheinungen, waren es 2023 nur noch 67.500. Und, das ist eigentlich das Alarmsignal: Im selben Zeitraum ist die Zahl jener, die Bücher kaufen, um mehrere Millionen Menschen gesunken. 2012 kauften nach Angaben der Zeit knapp 37 Millionen Menschen in Deutschland Bücher. 2023 waren es nur noch 25 Millionen.

Dass die Umsätze des Buchmarkts Jahr für Jahr ungefähr konstant bleiben – bei 9 Milliarden Euro in Deutschland –, ist einzig der Teuerung zuzuschreiben. Und der Tatsache, dass die Menschen, die noch Bücher kaufen, immer mehr davon kaufen.

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Von den gestiegenen Preisen aber bleibt immer weniger bei den Verlagen: Papier- und Transportkosten schneiden in die ohnehin oft minimalen Gewinne.

Gefühle im Kopf

All das gilt im Prinzip auch für Österreich (hier ist noch die vergleichsweise höhere Mehrwertsteuer auf Bücher ein Problem). Kein Wunder, dass die Verlage dort, wo Geld zu machen ist, hingreifen: Die Belletristik erlebt derzeit einen Aufschwung. Nicht aber dank herkömmlicher Literatur, sondern dank des derzeitigen In-Genres New Adult. Das sind Bücher aus dem Romantik- und Fantasy-Bereich, die sich niederschwellig an die Leserinnen richten – und nicht zuletzt in Hinblick auf TikTok-Vermarktung auf ihren emotionalen Gehalt hin optimiert werden: Hier dient Literatur dem schnellen Gefühl. Rechnet man dieses boomende Segment auch noch heraus, schrumpft das Publikum jener, die Literatur im engeren Sinne lesen, noch weiter.

Es lesen also weniger Menschen Bücher, und zwar andere als bisher. Was heißt das nun für den großen Ideenspeicher Literatur, für die komplexen Bilder vom Menschen, die niedergeschrieben werden? Gehen die zunehmend ins Leere? Mit Spannung schaut die Branche nicht zuletzt auf den neu übernommenen Suhrkamp Verlag, den Hort der hohen Literatur schlechthin. Man hofft, dass dessen Angebot nicht ein Auslaufmodell wird.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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