2024 gehen weniger neue PV-Anlagen als 2023 ans Netz. Wird Förderung nicht beibehalten, fürchtet Branche Investitionsflaute.
Vor etwas mehr als einem Monat wurde anlässlich der Präsentation des EAG-Monitoringberichts noch sehr über den Ausbau erneuerbarer Energien in Österreich gejubelt. Das Zugpferd mit 2,6 Gigawatt neu installierter Spitzenleistung im Vorjahr war die Photovoltaik. 2024 wird es allerdings einen deutlichen Rückgang beim PV-Ausbau geben.
1,8 Gigawatt zusätzlich werden am Jahresende erwartet. Im Bundesverband PV Austria läuten deshalb die Alarmglocken. Am Dienstag wurden fünf Aktionsfelder präsentiert, mit denen das Wachstum der Solarbranche wieder angekurbelt werden soll.
Kurier/Tichy
Ausbau der Photovoltaik in Österreich im Jahresvergleich
Mehrwertsteuer-Befreiung wesentlich für Investitionen und Planung
Der wichtigste Punkt sei ein klares Bekenntnis zu einem neuen Energiesystem, meint PV Austria Geschäftsführerin Vera Immitzer. „Momentan wird eine Abschaffung der Förderung diskutiert. Das wäre ein fatales Signal. Die Mehrwertsteuerbefreiung für private PV-Anlagen ist eine wesentliche Erleichterung.“ Das Aufrechterhalten der staatlichen Fördermaßnahme sei wesentlich dafür, Investitionsfreudigkeit zu schaffen und Unternehmen Planungssicherheit zu geben. Die Mehrwertsteuer-Befreiung verlange außerdem kaum organisatorischen Aufwand und sei dadurch sehr effizient.
Solartechnikunternehmer Burkhard Neuper schildert, dass sein Unternehmen heuer einen Umsatzrückgang um 50 Prozent erwartet. Durch die allgemein trübe Wirtschaftslage seien die Verkäufe zurückgegangen, gleichzeitig seien Lohnkosten gestiegen. „Der PV-Bereich ist stark von Marktimpulsen abhängig. Auf kleine Änderungen folgen sehr sensible Reaktionen.“ Die Politik sei gefordert, Stabilität und Kontinuität zu bringen.
Dynamisches Einspeisen und Ausbau neben Windkraft
Stabile Netze sind ein weiteres wichtiges Aktionsfeld. Hier ist dem Branchenverband wichtig, dass die Leistung neuer PV-Anlagen im Netz nicht statisch auf 70 Prozent gedrosselt wird, wie von einigen Experten im Sinne der Netzstabilisierung gefordert wird. Stattdessen sollte die Einspeisung von PV-Anlagen dynamisch geregelt werden, je nachdem wieviel Strom das Netz zu einem bestimmten Zeitpunkt aufnehmen kann. Die Kosten für den Infrastrukturaufbau sollten zudem eher durch staatliche Fonds und weniger durch Netzgebühren gedeckt werden.
Punkt drei: Die Energieraumplanung der Bundesländer. Manche davon seien „sehr zögerlich unterwegs“, wenn es darum gehe, Flächen für PV-Anlagen zur Verfügung zu stellen. Außerdem empfiehlt man den verstärkten Ausbau von PV-Anlagen in der Nähe von Windkraftanlagen. „Hier ist der Netzanschluss schon da“, sagt Immitzer. Viertens wird eine „Flexibilitätsrevolution“ gefordert. Photovoltaikstrom müsse besser als bisher gespeichert werden können. Noch gebe es große Barrieren beim Betrieb von Speichern, sowohl in großem (Netzbetreiber) als auch im kleinen Maßstab (Förderungen für Haushaltsspeicher).
Bundesweit einheitliche Regeln für Genehmigungen
Fünftes Aktionsfeld sei das Beseitigen des Genehmigungs-Wirrwarrs. „Jedes Bundesland macht unterschiedliche Vorgaben bei der Anlagengenehmigung“, sagt Immitzer. „Anlagenerrichter müssen über 35 Gesetze kennen. Das ist ein Wahnsinn!“ Einheitliche Bestimmungen und zentrale Anlaufstellen und die Umsetzung von EU-Vorgaben brächten hier eine enorme Erleichterung.
Große Hoffnungen in letzterem Punkt liegen beim noch nicht umgesetzten Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG), erklärt Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria. „Bei PV-Projekten dauert es zwischen fünf und sechs Jahren, bis man zur Umsetzung kommt.“ Das sei zwar kürzer als bei Windkraft-Projekten, aber immer noch viel zu lange. Auch das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), unter anderem wichtig für den Aufbau von Speichern, müsse endlich umgesetzt werden: „Wir haben noch keine Regierung, aber wir haben ein handlungsfähiges Parlament. Eine Zweidrittelmehrheit wäre kein Problem. Das Gesetz …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft