Gottesstaat gegen Diktatur: Wer in Syrien gegeneinander kämpft

Politik

Während Assads Verbündete zur Hilfe eilen, weiten Terrorgruppen und Rebellen ihren Einfluss weiter aus. Die Kurden sind zum Widerstand entschlossen.

Weiter heftige Gefechte in vielen Teilen Syriens. Aufstände in Daraa, südlich von Damaskus – und die Millionenstadt Aleppo fest in der Hand der Terrorgruppe „Hayat Tahir al-Sham“ (HTS).

In der Nacht auf Montag schien sich die Lage nördlich der Stadt Hama zu stabilisieren, der Vormarsch der HTS ins Stocken zu geraten: Syrische Verbände, die zuvor panisch die Flucht ergriffen hatten, dürften Verstärkung bekommen haben. Es kommt jedoch weiterhin zu schweren Kämpfen. Ein Überblick über den verworrenen Bürgerkrieg:

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Gelingt es dem Assad-Regime, Hama zu halten, steigen die Chancen für den syrischen Machthaber, sich im Sessel zu halten. Vor allem, weil neben Russland (Moskau sieht seine Stützpunkte an der syrischen Mittelmeerküste ernsthaft gefährdet) auch der Iran und die Arabische Liga ihre Unterstützung für Assad kundgetan haben.

Mehrere tausend Kämpfer irakischer Milizen sollen bereits auf dem Weg an die Front sein, Russland hat seine Luftangriffe auf Aleppo und Idlib intensiviert. Dennoch ist der Verlust Aleppos ein schwerer Schlag für Bashar al-Assad und seinen Staatsapparat. 

Ausgestattet mit türkischen Generatoren versorgten die Kämpfer der HTS die Bevölkerung mit mehr Strom als es unter Assad bisher geschah. Gleichzeitig tauchen Videos von brutalen Massakern an syrischen Soldaten auf. Das Ziel der HTS ist die Errichtung eines Kalifats in Syrien.

Die Regimegegner sind beileibe keine homogene Masse, sondern ein Sammelsurium verschiedenster Bündnisse, Splittergruppen und Gotteskrieger. In der Provinz Idlib, von wo aus der Überraschungsangriff am Mittwoch startete, waren in den vergangenen Jahren alle Milizionäre, die gegen die Regierung kämpften, zusammengepfercht worden. 

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Die Folge waren heftige Kämpfe um die Vorherrschaft, die – nach jahrelangem Ringen – die radikale Islamistenmiliz HTS für sich entscheiden konnte.

Söldner der Türkei im Einsatz

Die unterlegenen Milizen schlossen sich entweder an oder flüchteten in den Norden. Im Norden wiederum geht die von der Türkei gegründete Rebellengruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) gegen die kurdisch dominierten „Syrisch-Demokratischen Kräfte“ (SDF), aber auch gegen syrische Stellungen vor.

Die etwa 18.000 Krieger SNA setzen sich ebenso aus verschiedenen Milizen zusammen. Da gibt es Überbleibsel der „Freien Syrischen Armee“, die sich zu Beginn des Bürgerkriegs gebildet hatte und anfangs als gemäßigt galt, sich jedoch zunehmend radikalisierte.

Kämpfer der SNA zogen für die Türkei sowohl in Bergkarabach aufseiten Aserbaidschans als auch in Libyen aufseiten der Regierung in Tripolis in den Krieg. Im Stadtteil „Scheich Masoud“ in Aleppo leisteten Teile der SDF bis zum Erscheinen dieses Artikels nach wie vor Widerstand gegen HTS und SNA.

Lange dürfte dieser jedoch nicht mehr andauern. Noch ist nicht klar, ob sich auch die türkischen Streitkräfte abermals in den Krieg einmischen und massiv gegen die kurdisch dominierten Gebiete vorgehen. Denkbar wäre es. Das herrschende Chaos böte die perfekte Gelegenheit, weiteres Gebiet in Besitz zu nehmen. 

Ebenso unklar ist derzeit, wer in diesem Krieg letztendlich die Oberhand behält. So oder so dürfte er eine weitere massive Flüchtlingswelle auslösen. Müssten Assad-treue Syrier flüchten, bliebe ihnen der zerstörte und krisenzerfressene Libanon oder Jordanien.

In beiden Ländern träfen sie nach wie vor auf Menschen, die vor dem Assad-Regime flüchteten. Gleichzeitig war die wirtschaftliche Lage der …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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