Generalin Sperandio: „Ich war immer lieber Häuptling, als Frau des Häuptlings“

Politik

Frau Brigadier erzählt, was eine starke Führungspersönlichkeit ausmacht, was sie beim Heer gelernt hat, und warum sie das auch anderen Frauen empfiehlt.

Sie gilt als „streng“. Doch im Interview spricht die Generalin locker über ihre Karriere.

KURIER: Sie sind eine Pionierin beim Bundesheer, Wie sind eigentlich die Reaktionen auf eine Frau in Uniform?

Sylvia Sperandio: Ganz unterschiedlich. Selbst nach 26 Jahren reagieren manche noch immer mit großer Verwunderung, wenn sie mich in Uniform sehen – noch dazu mit einem so hohen Dienstgrad. Im österreichischen Bundesheer ist es Gott sei Dank schon etwas mehr Gewohnheit geworden.

Gibt’s auch Skepsis?

Kann sein – bei jenen, die sich noch nicht damit auseinandergesetzt haben.

In einem Interview haben Sie einmal gesagt: „Ich bin bekannt dafür, streng zu sein.“ Wie haben Sie Führen gelernt?

Ich habe in meiner Ausbildung beim Bundesheer die militärischen Führungsprozesse, Stabsarbeit und auch Führungsverhalten gelernt. Am Beginn meiner Karriere wurde ich ein bisschen ins kalte Wasser gestoßen. Ich hatte schon nach zwei Jahren das Kommando des Militärspitals in Oberösterreich über, da lernt man dann wirklich, wie Mitarbeiter auf dich und deine Führungsentscheidungen reagieren. Ich glaube, es ist auch wichtig, dass man entsprechende Eigenschaften mitbringt, die eine starke Führungskraft ausmachen. Ich war schon immer lieber die Frau Häuptling, als die Frau vom Häuptling.

kurier / Martin Stachl

Wie reagierte man auf Sie?

Es wäre eine Lüge, zu behaupten, dass von Beginn an alles superglatt gelaufen ist. Wesentlich war für mich die Erkenntnis, dass Männer schon anders kommunizieren. Auch auf die militärische Befehlssprache musste ich mich erst einlassen.

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Gab es Momente, wo Sie das bereut haben?

Diese Momente gibt es, glaube ich, in jedem Job, aber grundsätzlich bereue ich es überhaupt nicht.

Was war das Tolle?

Die Auslandseinsätze: nicht nur Peace Keeping-Einsätze, sondern ich durfte auch Mitglied der United Nation Disaster Assessment Coordination Teams sein. Das waren damals 150 Personen weltweit, die bereit stehen, um Katastropheneinsätze zu koordinieren. Ich war zum Beispiel in Afrika und Lateinamerika und im Inland beim Lawinenunglück in Galtür aktiv.

In der Pandemie war das Heer sehr präsent. Hätten Sie sich eigentlich auch im Tarnanzug präsentiert wie seinerzeit der Generalstabschef als Teil der Covid-Krisenkoordination?

Das ist eine neue Uniform, ich selbst habe sie noch gar nicht. General Striedinger wollte damit zeigen, dass das Bundesheer nicht nur in der schönen grauen Uniform agiert, sondern auch tatkräftig im Einsatz steht. Das Heer ist im Vertrauen gestiegen, hat Impf- sowie Teststraßen und Contact Tracing gemacht. Dank der militärischen Organisation kann man gut planen und arbeiten.

Wären wir für eine neue Pandemie gerüstet?

Wir sind besser vorbereitet, aber Bewältigungsmaßnahmen sind immer von der Art des Erregers abhängig.

Sind wir auch auf ein Blackout vorbereitet?

Das Heer bereitet sich laufend darauf vor, alle rund 100 Kasernen autark zu machen, um den Dienst aufrechterhalten zu können. Einige Kasernen sind auch zur Unterstützung für andere Rettungsorganisationen vorgesehen.  Auch die Bevölkerung ist besser informiert als früher. 

Welche Rolle spielt die militärische Gesundheitsversorgung bei Terroranschlägen?

Das zählt zu unseren ureigensten Aufgaben: Wenn es in einem Einsatzfeld Verletzte gibt und man nicht genau weiß, ob noch Schüsse fallen, dann ist es gut, dass es eine Sanität gibt, die geschützt hineingeht und …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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