Komponistin Sofia Gubaidulina im Alter von 93 Jahren gestorben

Kultur

Eine der prägendsten Komponistinnen der zeitgenössischen Musik. In ihrem Leben spiegelte sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts wieder.

Die russische Komponistin Sofia Gubaidulina ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Sie war eine prägende Stimme der zeitgenössischen Musik: Solisten wie Gidon Kremer, Rostropowitsch oder Anne-Sophie Mutter haben ihre Werke aufgeführt, Pultstars wie Kurt Masur, Simon Rattle oder Christian Thielemann dirigiert. Der frühere Intendant der Berliner Festspiele Ulrich Eckhardt hielt sie für „die bedeutendste und originellste Komponistin von heute, ihre männlichen Kollegen eingeschlossen“. Auch bei den Salzburger Festspielen und den Wiener Festwochen war ihr Name vielfach präsent.

Klangfarben und Intervall-Konstellationen, Tonhöhen und Artikulationsarten bilden die Basis ihrer Werke, bisweilen sind rhythmische Prozesse prägend und das Verhältnis der Themen und Motive zueinander. Die „Mystikerin der Musik“, die „Klang und Seele miteinander verbinden“ will und schon als Kind das Komponieren wie eine „innere Notwendigkeit“ empfand, strebte mit ihren Werken der Neuen Musik nach Zeitentrückung: „Das wichtigste Ziel eines Kunstwerkes ist meiner Ansicht nach die Verwandlung der Zeit“, sagte sie einmal.

Herausragend im Schaffen ist ihre „Johannes“-Passion: Die Auftragskomposition für die Internationale Bachakademie Stuttgart wurde zum 250. Geburtstag von Johann Sebastian Bach 2000 uraufgeführt. Sie hat den Leidensweg Jesu gigantisch vertont – für Orchester, zwei Chöre und Solisten. Später folgte „Johannes-Ostern“, denn die Leiden Jesu ergaben für Gubaidulina ohne die Auferstehung keinen Sinn.

Im Leben Gubaidulinas spiegelt sich das 20. Jahrhundert seit der Stalinzeit, der Kalte Krieg, Gorbatschows Perestroika und der Zusammenbruch der Sowjetunion. Die Komponistin kam am 24. Oktober 1931 in Tschistopol an der Wolga in der tatarischen Republik zur Welt, studierte in Kasan und Moskau Musik und arbeitete ab1963 als freie Komponistin. Als kulturelle Wurzeln nannte sie die Prägung durch jüdische Lehrer, die frühe Begegnung mit der deutschen Kultur und ihre russisch-tatarische Herkunft. Ihr Geld verdiente sich Gubaidulina lange mit dem Schreiben von Filmmusik, ihre Werke wurden in der Sowjetunion mit Skepsis betrachtet und kaum aufgeführt.

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1975 gründete die Musikerin in ihrer Heimat mit Viktor Suslin und Vyacheslav Artyomov die Improvisationsgruppe „Astreja“, die sie später in Deutschland gemeinsam mit Suslin erneut ins Leben rief. Nach einem Auftritt 1977 wurde dem Ensemble vom Sowjetstaat vorgehalten, die Musik sei „Kakophonie und eine Krankheit“. Der Durchbruch im Westen, wo ihre Werke bereits seit den 60er Jahren aufgeführt wurden, gelang Gubaidulina 1981 mit der Uraufführung ihres Gidon Kremer zugedachten Violinkonzerts „Offertorium“.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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