„Der Weg zurück“: Ein verstörender Abend im Theater Drachengasse

Kultur

„Der Weg zurück“ von Dennis Kelly entwirft die Vision einer Welt ohne Technologie (Von Susanne Zobl).

Wie friedlich, wie harmlos, wie idyllisch könnte eine Welt ohne Technologie sein. Keine Atombombe, keine Drohnen, kein Plastikmüll, kein Klimawandel. Die Liste der Vorzüge ließe sich endlos fortsetzen. 

Der Dramatiker Dennis Kelly stellt sich in seinem Stück „Der Weg zurück“ („The Regression“) eine solche Welt vor. In zwei kompakten Stunden führt Regisseurin Sandra Schüddekopf im Theater Drachengasse durch Kellys verstörendes, zwischen Utopie und Dystopie changierendes Szenario. 

Ausgangspunkt ist das Leid eines Mannes (sehr gut: Sebastian Thiers), der seine Frau bei der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter verloren hat. In einem rasanten Monolog mit extremer Sogwirkung erzählt er, wie es durch eine Art High-Tech-Medizin zum Unglück gekommen ist. Das Kind hat überlebt, doch er will nicht mehr, trifft Vorkehrungen, damit das Kind nach seinem Tod versorgt ist und will sich vom 13. Stock eines Hotels stürzen. Doch im letzten Moment holt ihn der Schrei seiner Tochter zurück ins Leben und bringt ihn zur Erkenntnis, dass sich die Welt ändern muss. 

Er gründet die Bewegung „Regression“. Deren Schlagwort: „Wissen ist Qual. Nichtwissen ein Segen!“ Wie im Zeitraffer führt Kelly in seinem flotten Text durch die Generationen, die unter dem Diktat dieser Bewegung leben und in die Barbarei getrieben werden. Anstatt mit Drohnen kämpfen die Menschen mit Fäusten und kehren am Ende zur Forschung zurück. 

Kelly, 1970 als Sohn irischer Eltern in London geboren, wurde durch sein radikales, schockierendes Familiendrama „Debris“ („Schutt“) der internationalen Theaterwelt bekannt. Durch dieses Stück weht ein Hauch von Aldous Huxely und George Orwell auf Sophie Baumgartners hellem Orange gehaltener Bühne. 

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Schüddekopf fordert ihr tolles Ensemble (Alicia Peckelsen, Karoline-Anni Reingraber, Lukas David Schmidt, Sebastian Thiers) auch akrobatisch, wenn sich diese wie Artisten mit einer von der Decke hängenden Schlinge immer wieder durch den Text schwingen müssen. Herzlicher Applaus für einen denkwürdigen Abend. Von: Susanne Zobl 4 Sterne

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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