
Von Susanne Zobl
Was tun, wenn der Körper zum Problem wird? Und was tun, wenn monatliche Schmerzen Frauen foltern? Drei Theaterproduktionen widmen sich auf unterschiedliche Weise Problemen, die der menschliche Körper macht.
Der Autor und Regisseur Peter Lund stellt im Musical „Mitten im Gesicht“ (Theater der Jugend im Theater im Zentrum, bis 21. 6.) die Frage: Sollen sich Jugendliche dem Schönheitschirurgen ausliefern? Mit einem tollen Ensemble (Lucia Miorin, Shirina Granmayeh, Jakob Pinter, Fabian Grimmeisen, Susanne Altschul) und den poppigen Rhythmen von Gerald Schuller handelt er die Probleme der jungen Generation ab, die unter dem Diktat von Tiktok und anderen Kanälen ihr Aussehen ständig optimieren will. Lund garniert das beklemmende Thema mit Klima-Protesten. Dabei lässt er kein Klischee aus. Ärgerlich, dass der Plot dazu tendiert, Frauen darauf zu reduzieren, dass sie alles nur unternehmen, um einen Auserwählten zu beeindrucken.
Der weiße Wal
Einen im besten Wortsinn behäbigen Kampf gegen zu viele Kilos führt Maria Sendlhofer mit ihrem Team im Kosmos Theater in „14000 Kilo. Ein Abnehmkampf frei nach Moby Dick“. Wie Frachtsäcke werden übergewichtige Menschen auf die Bühne gekarrt. Dass sie mit Kapitän Ahab auf Walfang waren, erschließt sich nur mühsam. Ihr Kampf gegen das eigene Körperfett ist so aussichtslos wie die Jagd nach einem weißen Wal, der am Ende der Sieger bleibt.
Denkwürdig
Drei Schauspielerinnen griffen im Off-Theater ein Frauen betreffendes Tabu auf: die Menstruation. Die Schauspielerin Jo Bertl hat dafür mit Anne Sophie Delmas, die auch inszeniert, den furios-poetischen Text „Ungeregelt“ geschrieben. Damit wollen sie auf den Missstand hinweisen, dass das Gesundheitssystem auf Männer ausgerichtet ist. Eine Prinzessin namens Mathilda wird geboren, wächst sorgenfrei auf, bis sich die erste Menstruation einstellt. Die Schmerzen werden zur Folter, die Ärztinnen belächeln sie.
Eine Glanzleistung, wenn Bertl als menschlicher Körper auftritt und mit der auch im Schmerz anmutigen Delmas als Sophie Zwiesprache hält. Amina Mostageer ist die famose Dritte im Bunde. Diese denkwürdige Produktion verdient ein großes Publikum.
Nächste Chance, sie zu sehen, gibt es im Sommer beim Festival „Hin & Weg“ in Litschau.
Source:: Kurier.at – Kultur