Falstaff-Kritik: Verführungskünste eines hoch verschuldeten Ritters

Kultur

Wenn der Spaß nicht aus den Fugen gerät -„Falstaff“ von Giuseppe Verdi an der Wiener Staatsoper

Von Susanne Zobel

Warum der italienische Bariton Luca Salsi einer der zurecht gefragtesten Verdi-Sänger ist, ließ er bei seinem Hausrollendebüt als Falstaff an der Wiener Staatsoper hören.

Er zeigt diesen verarmten, hoch verschuldeten Ritter wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, das sich in Marco Arturo Marellis repertoiretauglicher Inszenierung in ein anderes Jahrhundert verirrt hat. Seine Werte gelten nichts mehr, seine Verführungskünste lassen ihn zum Gespött werden. In Salsis Gestalt kann man diesem Gentleman, der sein Glück vor allem in der nächsten Flasche sieht, alles nehmen, nur nicht die Noblesse, selbst dann nicht, wenn er aus dem Wäschekorb in die Themse gekippt wird. Mit seinem samtigen Bariton vermittelt Salsi so etwas, was man sich als Verdi-Originalklang im Gesang vorstellen könnte. Wohlklang opfert er dem Schauspiel, wenn es die Rolle verlangt. Das Beste aber ist, wie er den Leitspruch des Werks „Tutto nel Mondo e Burla“ („Alles auf der Welt ist Spaß“) zwischen zart-bitterer Ironie und Trost spüren lässt. Boris Pinkhasovich ist ein bewährt eleganter Ford.

Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Jakob Wenninger (Robin); Luca Salsi (Falstaff)

Die Damen aus Windsor harmonieren miteinander stimmlich. Roberta Mantegna, das zweite Hausrollendebüt, zeigt Alice Ford als biedere Hausfrau, die sich einen Scherz erlaubt. Ihr Sopran ist robust, expressiv und erreicht Höhen ohne Mühe. Monika Bohinec bewährt sich nicht zum ersten Mal als Mrs. Quickly. Isabel Signoret nützt die Expressivität ihres Mezzosoprans als Meg Page. Slávka Zámecníková  setzt ihren in allen Lagen schön klingenden Sopran als Nannetta ein. Hiroshi Amako lässt als Fenton seinen feinen, lyrischer Tenor hören, am Darstellerischen sollte er arbeiten. Norbert Ernst zeigt seine komödiantischen Kompetenzen als Dr. Cajus. Der Chor intoniert ausgezeichnet. Thomas Guggeis, seit 2023 Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt, setzt vor allem auf Präzision, was in der ersten Vorstellung den Spaß nicht aus den Fugen geraten ließ. Jubel für alle Beteiligten.

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KURIER-Wertung: 4 von 5 Sternen

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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