Filmkritik zu „The Bikeriders“: Der Wilde mit seiner Maschin’

Kultur

Austin Butler („Elvis“) spielt einen charismatischen Biker in der Goldenen Ära der Motorradgangs

Zwischen Marlon Brandos legendärem Auftritt als Anführer einer Motorradgang in „Der Wilde“ und Dennis Hoppers Roadtrip in dem Kultfilm „Easy Rider“ liegt das Fotobuch „The Bikeriders“. Der Bildband wurde 1968 veröffentlicht und zeigt charismatische Aufnahmen von den Mitgliedern einer Motorradgang. Die Schwarz-Weiß-Bilder stammen von dem US-Fotografen Danny Lyon, der in den 1960er-Jahren den Outlaws Motorcycle Club in Chicago mit seiner Kamera begleitete; seine Fotografien dokumentierten die Goldene Ära einer Subkultur aus dem Arbeitermilieu, deren Ikonografie die Kino-Fantasien immer wieder befeuerte – von „Die Halbstarken“ über „Scorpio Rising“ bis hin zu „Mad Max“.

Auch der gefeierte Regisseur Jeff Nichols („Take Shelter“, „Loving“) blätterte als junger Mann fasziniert in Lyons Bildband. Die Lust, dessen auratische Fotos in eine Geschichte für die Leinwand zu gießen, war groß. Doch erst, als ihm Lyon die Interviews zur Verfügung stellte, die er parallel zu den Fotografien mit Mitgliedern der Bikergang und ihren Frauen aufgenommen hatte, nahm das Projekt Gestalt an. Herauskam ein auf analogem Material gedrehter, formschöner Männerfilm in herbstlichen Farben – erzählt aus der Perspektive einer Frau.

Tatsächlich spielten Frauen in der Welt der Bikergangs die üblichen Nebenrollen. Auf Lyons Fotos sieht man Frauen – wenn überhaupt – auf dem Beifahrersitz; oder im Hintergrund, mit einem Kind auf dem Arm.

Kyle Kaplan/Focus Features/UPI

Jodie Comer und Austin Butler als Ehepaar in „The Bikeriders“

Nichols macht kein Hehl aus den geltenden Macho-Regeln, die seine „bro-mantische“ Kumpel-zuerst-Biker-Welt befeuern. Freimütig berichtet Kathy – mit niedlicher Stimme gespielt von Jodie Comer – im Interview mit dem Fotografen Danny Lyon (Mike Faist aus „Challengers“) über ihre Ehe mit Benny, einem Kernmitglied des Bikerklubs.

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Wo Benny ist, ist auch Johnny, der Anführer des Klubs, nicht weit. Johnny und Benny sind beste Freunde. Johnny beneidet und liebt Benny für seine Fähigkeit, „not to give a f*“.

Cool wie Elvis

Austin Butler hat seinen lässigen Modus von der Elvis-Presley-Rolle beibehalten und spielt Benny als leibgewordene Coolness: wortkarg, loyal und extrem gut aussehend. An seiner bewundernden Seite steht Tom Hardy als der um einiges ältere Johnny: Er hat Marlon Brando als „Der Wilde“ im Fernsehen gesehen und daraufhin seinen eigenen Motorradklub gegründet. Manchmal kühlt er sein Mütchen mit Schlägereien. Meist aber sind die Mitglieder des Klubs mit gemeinsamen Ausfahrten, Picknicks und Biertrinken beschäftigt.

Kyle Kaplan/Focus Features/UPI

Der Anführer und sein bester Freund: Tom Hardy (li.) und Austin Butler in „The Bikeriders“

Ihr Ruf verbreitet sich über das ganze Land, bald drängen weitere Motorrad-Gruppen in den Klub. Der Erfolg trägt zum Niedergang bei: Härtere Drogen kommen ins Spiel, die Mitteln der Auseinandersetzung werden immer brutaler, Kathy entgeht nur knapp einer Vergewaltigung. Eine weitgehend amikale Gruppe gesellschaftlicher Außenseitern zerfällt in rivalisierende Banden.

Kyle Kaplan/Focus Features/UPI

Mythische Posen: „The Bikeriders“

Seine visuell intensivsten Momente findet Jeff Nichols in jenen Bildern, die ihren Originalen am nächsten kommen: Schräge Männertypen in Lederjacken, die sich auf ihren Maschinen in mythischen Posen werfen. Mit ihren Schauwerten kann die fiktive Geschichte, die Nichols etwas angestrengt um sie herum spinnt, nicht mithalten.

INFO: USA 2023. 116 Min. Von Jeff Nichols. Mit Jodie Comer, Austin Butler, Tom …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

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