Globaler Klangteppich: Gretchen Parlato und Lionel Loueke im Konzerthaus

Kultur

Das Duo klingt entspannt, lebensfroh und optimistisch.

Wie sie Töne sehr lange halten kann, wie sich alles verlangsamt im Hier und Jetzt, hat etwas von ihrer Erfahrung als Mutter: „Die Tage sind lang, aber die Jahre kurz.“ Gretchen Parlato war heuer mit „Lean in“ für einen Grammy in der Kategorie „Bestes Jazz-Gesangsalbum“ nominiert und Mittwoch mit Lionel Loueke im Wiener Konzerthaus.

Die Amerikanerin aus Los Angeles mit der weichen Samtstimme und der von George Benson wie auch von Wes Montgomery inspirierte Gitarrist aus dem westafrikanischen Benin mit Wahlheimat Luxemburg sind Seelenverwandte. „Geduldig halte ich den Klang“, heißt es im Song „Muse“.

Damit ist alles gesagt über das Duo und seinen subtilen Sound, bei dem Parlatos Stimme Charakter und Emotion ausstrahlt zum lyrischen Gemurmel und perkussiven Gitarrenspiel Louekes. Alles klingt entspannt, lebensfroh und optimistisch – geradezu fröhlich schon beim Opener „Akwê“, entstanden in den dunklen Zeiten der Pandemie.

„I Miss You“ ist eine Neubearbeitung des 80er-Jahre-Power-Hits der Funk-Band Klymaxx der amerikanischen rein weiblichen Pop-R&B-Band Klymaxx. Die Seele berührt der Foo-Fighters-Cover „Walking After You“, eine Ballade aus „The Colour and the Shape“ (1997), mit einem tief emotionalen Text, der viel mit Geben und Nehmen in einer Beziehung zu tun hat. 

Spannend und vielleicht der Höhepunkt des Abends: Was die beiden zum lockeren Beat von Herbie Hancocks „Butterfly“ machen, für die Parlato eine Art Erkennungsmelodie. Auch dabei kein Auftrumpfen und keine Hoppla-Da-Bin-Ich-Attitüde. Nur Staunen über Loueke, einen Großmeister an seinem Instrument. 

Schließlich geht die 48-Jährige zur vom bunten Regenbogen Brasiliens inspirierten Musik. Sie fasziniert vokal mit präziser Leichtigkeit, einem ganz eigenen Timbre, arbeitet mit feinen, fast versteckten Nuancen. Diese Stimme berührt mit Wärme, leisen, feinen Momenten und hauchzartem Ton. Bei so viel Mimalismus zählt jede Schattierung und sogar der Klang des Atemholens. 

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Klick- und Zungenschnalzlaute wiederum untermalen die von Westafrika beeinflussten Songs, eingebunden in einen aus den Quellen von Jazz, Weltmusik, Funk und Blues gespeisten globalen Klangteppich. „Nonvignon“ vor zwei Zugaben ist ganz Afrika, Lebenslust zum Mitsingen und -klatschen – will sagen: „Es ist gut. Wir sind doch Brüder und Schwestern.“ 

KURIER-Wertung: Vier Sterne

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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