Gute Barbie, böse Barbie: Ein Spielzeug und der Rassismus

Kultur

„Black Barbie“ ist eine sehenswerte Doku über die erste schwarze Barbie.

Wenn Sie jetzt die Augen schließen und an eine Barbie-Puppe denken, werden Sie wahrscheinlich folgendes Bild vor Augen haben: Eine Blondine mit weißer Haut, blauen Augen, makelloser Haut und Modelfigur. Sie sehen also den Spielzeugklassiker aus dem Hause Mattel vor sich, der seit über 60 Jahren (in unterschiedlichen Versionen) erfolgreich im Handel verkauft wird.

Eine schwarze Barbie gab es hingegen lange Zeit nicht. In den USA waren Puppen mit dunklem Teint sogar bis in die 1960er-Jahre verboten, wie es in der Dokumentation „Black Barbie“ (abrufbar auf Netflix) heißt. 

Schwarze Puppe

Die afroamerikanische Bevölkerung wuchs also lange Zeit mit weißen Puppen auf. Welchen Einfluss das auf die Psyche hatte, wurde relativ früh untersucht, wie der Film der Regisseurin Lagueria Davis gleich zu Beginn zeigt: Es geht dabei um die Frage, wie eine blonde, blauäugige Puppe, die Verkörperung eines unrealistischen weißen Schönheitsideals, das Selbstbild schwarzer Kinder in Amerika beeinträchtigt hat.

Beantwortet wird diese Frage mit Archivaufnahmen vom „Doll-Test“, bei dem Dr. Kenneth und Dr. Mamie Clark, zwei afroamerikanische Psychologen, Mitte der 1940er-Jahre Kinderkrippen in Arkansas und Massachusetts besuchten. Sie brachten Puppen mit, die bis auf ihre Hautfarbe identisch waren. Dann baten sie die Kinder, den Puppen positive und negative Eigenschaften zuzuschreiben. Die meisten Kinder lehnten die schwarzen Puppen ab: Zwei Drittel der Kinder wollten mit der hellen Puppe spielen, die sie für die „nette“ Puppe hielten. Nach der „bösen“ Puppe gefragt, griffen sie – ohne zu zögern – zur dunklen Puppe.

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Dynamite

Inspiriert wurde die Filmemacherin von der Geschichte ihrer Großtante Beulah Mae Mitchell: Sie war jene Mattel-Mitarbeiterin, die den Mut hatte, Ruth Handler, Mitbegründerin des US-Unternehmens und Erfinderin der Barbie, zu fragen: „Warum stellen wir keine Barbie her, die so aussieht wie ich?“

Lagueria Davis geht dann in knapp zwei Stunden dem langen Weg zur Einführung der ersten offiziellen nicht-weißen Barbie im Jahr 1980 nach. Entworfen wurde sie von Kitty Black Perkins, der ersten schwarzen Designerin bei Mattel. „Ich wollte den gesamten Look einer schwarzen Frau widerspiegeln. Ich wollte, dass sie das Gegenteil der weißen Barbie ist“, sagte Perkins. Sie hatte einen Afro, ihre Lippen waren voller und ihre Nase war etwas breiter. Sie trug auffälligen Schmuck und einen roten Wickelrock, der von Diana Ross’ Garderobe inspiriert war. Der Slogan für die erste schwarze Barbie: „Sie ist schwarz. Sie ist schön. Sie ist Dynamit.“

„Black Barbie“ ist eine gute und wichtige Doku, die das bis heute anhaltende Problem der Chancengleichheit in den USA vor Augen führt. Sie zeigt auch auf, wie sehr Barbie das Bild einer „perfekten“ Frau geprägt hat, ein Bild, das mit der Realität wenig zu tun hat. Marco Weise

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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