KI im Journalismus: Laut Expertin ist bloße Kennzeichnung nicht genug

Kultur

Stv. APA-Chefredakteurin Schell: Journalistische Arbeitsprozesse transparenter offenlegen.

Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) haben in die Newsrooms gefunden, und damit die Frage, wie KI in journalistischen Erzeugnissen gekennzeichnet werden sollte. Katharina Schell, als stv. APA-Chefredakteurin mit Innovationsthemen betraut, hat sich als Alfred-Geiringer-Stipendiatin der Thematik gewidmet. Am Donnerstag plädierte sie bei einem Pressegespräch dafür, nicht nur KI zu kennzeichnen, sondern vielmehr journalistische Arbeitsprozesse transparenter auszuweisen.

In der Debatte bestehe ein Grundkonsens, dass der Einsatz von KI unter gewissen Umständen ausgewiesen werden sollte. Doch wie genau und ab welchem Grad ist offen. In den KI-Leitlinien diverser Medienhäuser wird häufig auf eindeutige Festlegungen verzichtet, was Schell angesichts verschiedenster Einsatzmöglichkeiten von KI im textbasierten Journalismus – vom Korrekturlesen über Kürzungen und Übersetzungen bis hin zur Generierung oder Publikation von Texten – nicht weiter verwundert.

APASinkendes Unbehagen bei steigendem KI-Verständnis

Als entscheidend für Kennzeichnungsfragen identifiziert die Expertin für KI im Journalismus, wer in einem zusehends hybriden Journalismus redaktionelle Entscheidungen trifft und wer die Autorenschaft inne hat. Sprich: Wer verantwortet die wesentlichen Schritte im Prozess von der Idee für eine Meldung bis hin zu deren Publikation. Von der Option, einfach und rasch „KI-Labels“ zu vergeben, hält Schell wenig, was auch mit der Akzeptanz von KI-Einsatz im Journalismus zu tun hat. Laut Digital News Report 2024 herrscht grundsätzlich eine Skepsis gegenüber KI in den Nachrichten vor, wobei bei höherem KI-Verständnis das Unbehagen sinkt. Ein assistierender Einsatz von KI in der Nachrichtenproduktion wird als weniger problematisch wahrgenommen als die Generierung völlig neuer Inhalte. Insgesamt ist die „AI Awareness“ noch gering.

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Schell warnt daher vor einem „Paradoxon der KI-Offenlegung“. Nutzerinnen und Nutzer wollen zwar Bescheid wissen, ob mit KI gearbeitet wurde, doch wüssten sie vielfach nicht genau, was damit gemeint sei. Werde ein „KI-Label“ verwendet, werde den Inhalten weniger vertraut. KI werde in den Vordergrund gestellt und der Journalismus verkomme zur Nebensache, gibt Schell zu bedenken. Im schlimmsten Fall wären korrekt recherchierte und vertrauenswürdige, aber KI-gekennzeichnete Nachrichten in den Augen der User weniger wert als „nichtjournalistischer KI-Müll“, der ungekennzeichnet kursiert.

Bessere Offenlegung von journalistischen Prozessen

Schell plädiert daher dafür, nicht nur KI zu kennzeichnen, sondern Userinnen und Usern einen besseren Einblick in die journalistischen Prozesse zu geben. Der Journalismus, seine Arbeitsweise und (KI-)Werkzeuge müssten besser vermittelt werden. „Viele interessiert am meisten, wie wir zu unseren Infos kommen. Dieses Informationsbedürfnis werden wir nicht stillen, wenn wir KI-Pickerl vergeben“, so die stv. APA-Chefredakteurin.

Leitlinien und journalistische Prinzipien sollten für Leserinnen und Leser einfach zugänglich zur Verfügung stehen. Auch schlägt Schell ein „Click-to-Inspect“-Prinzip vor, um User aktiv entscheiden zu lassen, welche Informationen (Quellen, Gesprächspartner, Einsatz von KI, Aktualisierungsinformationen, etc.) sie in welchem Detailgrad über die Entstehung des Artikels abrufen möchten, ohne damit die eigentliche Meldung zu überfrachten. Derartige Infos konsequent zu implementieren, bedeute viel Arbeit für Medienhäuser, räumt Schell ein. Doch angesichts der Umwälzungen im Journalismus sei das klar zu empfehlen.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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