„La Cenerentola“ in Klagenfurt: Esprit und ungehemmter Spaß

Kultur

Rossinis „La Cenerentola“ am Stadttheater Klagenfurt temporeich und humorvoll ins Heute geholt, mit musikalischer Spritzigkeit

Von Helmut Christian Mayer

Spritzig, leicht, ja fast schnurrend tönt es aus dem Graben. Aber auch extrem schnelle Tempi wählt Johannes Braun beim Kärntner Sinfonieorchester, was es den Sängern hinsichtlich ihrer Artikulation nicht immer leicht macht. Und es wird immer mit ausgefeilter Dynamik, reichen Akzenten und mitreißenden Funken musiziert: Ein großer Teil des Erfolges von Gioachino Rossinis „La Cenerentola“, der berühmten Opernversion von Aschenbrödel, am Stadttheater Klagenfurt findet im Graben statt.

ARNOLD POESCHLBrautschau

Ein weiterer Grund für den Erfolg findet auf der Bühne statt, denn hier agiert ein homogenes und vor allem spielfreudiges Sängerensemble: Angelina, das Aschenputtel, wird von Dilara Bastar mit vollem Einsatz gestaltet. Sie singt die extrem schwere Partie mit flexiblen, farbigen Tönen ihres Mezzosoprans, der zu enormer Tiefe fähig ist und meist sauberen Koloraturen, diffizilen Legato-Girlanden, Staccato-Ketten und halsbrecherischen Sprachkaskaden. 

Der auf Brautschau gehende Prinz Don Ramiro wird von Matteo Macchioni  mit einem kleinen, leichten, etwas spitzen Belcanto-Tenor, sicheren Koloraturen und mühelosen Höhen gesungen. Seinen Kammerdiener Dandini gibt Bernhard Hansky sehr komisch mit exakter Artikulation. Als er mit dem Prinzen die Rollen tauscht, wirkt er mit seinem weißen Plüschpelz, auffälligem Outfit und riesigen Goldketten wie ein Rapper. Wilfried Zelinka besitzt als humorvoller Don Magnifico einen kraftvollen Bass. Stimmlich gut, darstellerisch enorm zickig sind seine beiden Töchter Tahnee Niboro (Clorinda) und Linsey Coppens (Tisbe). Und den Lenker des Geschehens Alidoro singt Andrew Nolen ebenso tadellos wie der Herrenchor des Hauses.

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ARNOLD POESCHL

Regisseur Bernd Mottl zeigt das Märchen im Heute als Revue und die beiden Schwestern wie heutige Influencerinnen, die übers Handy in Socialmedia posten und ihr Aussehen präsentieren.  Es wird um Schönheit gerungen, während die Titelheldin in einer Großküche Unmengen von Tellern abwaschen muss. In den Gemächern des Prinzen dominieren mehrere drehbare Showbühnen. Mottl lässt den Plot stets mit viel Tempo, Witz, Ideen und Details wie am Schnürchen ablaufen. Präzise wie ein Uhrwerk bis zur letzten Figur ist die Personenführung. Zudem mischt noch eine, in das Geschehen eingebaute, fast stets anwesende, fünfköpfige Tanztruppe in der fetzigen Choreographie von Christoph Jonas den Plot auf.

Stehende Ovationen!

KURIER-Wertung: **** von *****

 

 

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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