Landkrimi aus Kärnten: „Bis in die Seele ist mir kalt“

Kultur

Der neue und großartige Fall aus Kärnten greift gesellschaftliche Fehlentwicklungen auf. „Bis in die Seele ist mir kalt“ ist eher Drama als Krimi.

In Villach-Land gibt es eine (natürliche?) Übersterblichkeit, die nicht nur Statistikern auffällt: Man habe im vergangenen Monat rund um den Ossiacher See sieben (!) Leichen gezählt. Vielleicht handelt es sich dabei um altersbedingte Tode, ist das alles nur ein komischer Zufall, aber die Polizistin Martina Schober (Jutta Fastian) und ihr Vorgesetzter Christian Rauchenberger (Clemens Berndorff) wollen auf Nummer sicher gehen und bitten Chefinspektorin Acham (Pia Hierzegger) vom LKA Klagenfurt um Hilfe.

„Wir hatten so Sachen wie Herzinfarkt, Schlagerl, Altersschwäche, erklärt Postenkommandant und Reindling-Vielfraß Rauchenberger der Chefinspektorin, nach dem er ihr seine von ihm aufgestellten Hausregeln erläutert: Was den gemeinsam benutzen Kühlschrank betrifft, gibt es Gesetze, die es einzuhalten gilt. Denn wenn es um sein Essen geht, kennt der Rauchenberger keinen Spaß.

Mobil

Bei den Leichen handelt es sich um eine unbekannte Tote, die am Ufer der Minigolfanlage angeschwemmt wird, eine Diabetikerin stirbt an Überzuckerung auf einer Parkbank und eine weitere Dame wird tot in ihrem Haus aufgefunden. Alle Verstorbenen waren alt und lebten allein, nicht zuletzt, weil es im Dorf – anders als einst – kaum noch Orte der Kommunikation wie früher gibt: Keine Wirtshäuser, kein soziales Leben – die im Sommer so beliebte und belebte Seeumgebung liegt im nebeligen Winterschlaf.

Diese in „Bis in die Seele ist mir kalt“ vorherrschenden Rahmenbedingungen greifen das seit Jahren um sich greifenden Landsterben auf. Das Drehbuch dazu lieferte wieder Pia Hierzegger. Es ist nach „Waidmannsdank“ (2020) ihr zweiter Einsatz in Kärnten (unter der Regie von Daniel Prochaska). „Ich wollte gerne einen Landkrimi schreiben, der in dieser Gegend rund um den Ossiacher See angesiedelt ist. Ich war hier als Kind sehr oft und fahre auch jetzt noch immer gerne hier her. Ich kenne hier alles sehr gut und weiß auch, wie sich die Gegend entwickelt. In Sattendorf, der Ort, wo im Film die Polizeistation angesiedelt ist, gibt es keine Gasthäuser, keine Nahversorger mehr. Wenn das Wetter schön ist, kann man im Strandbad eine Kleinigkeit essen. Sonst kann man hier nur noch wohnen – und überleben, wenn man mobil ist, ein Auto hat. Zum Einkaufen muss man nämlich ins Nachbardorf fahren. Das ist schon ein bisschen deprimierend“, sagt Pia Hierzegger dem KURIER.

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Seezugang

Obwohl es keine Hinweise auf Fremdverschulden gibt, nehmen Acham und Schober die Ermittlungen auf. Sie klopfen an alte Türen, betreten urige Bauernstuben, aber auch einige der neu aufgestellten Betonschachteln mit viel Glas und eigenem Seezugang. In so einer lebt etwa der Immobilienmakler Fuhrmann (Fritz Karl), der es auf die Häuser (oder besser gesagt: Grundstücke) der Verstorbenen abgesehen hat. Auffällig auch Mario (Kevin Brand), der immer in Geldnot ist, oder Jenny (Sophie Aujesky), deren Bootsverleih kaum noch Gewinn abwirft. Eher schlecht geht auch der Bioladen von Uta ((Alice von Ritterberg). Sie reibt sich täglich auf, hat ein zu großes Herz, muss nicht nur einen Laden schupfen, ihren im Rollstuhl sitzenden Mann und ihren gemeinsamen Sohn betreuen, sondern wird von den Alten, die sie mit Lebensmitteln versorgt auch …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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