Netflix-Dystopie: Ist „The Electric State“ wirklich der schlechteste Film des Jahres?

Kultur
The Electric State

Der Sci-Fi-Film „The Electric State“ mit Millie Bobby Brown ist eine der teuersten Netflix-Produktionen. US-Kritiker sind keine Fans davon.

Es sind die 1990er-Jahre, aber irgendetwas ist anders. Als Michelle (Millie Bobby Brown, „Stranger Things“) und ihr Mathegenie-Bruder über den College-Campus gehen, wird Chris von einem jungen Soldaten angepöbelt. Ausgerechnet die Comic-Figur auf seinem T-Shirt erzürnt den Uniformierten. Wofür „Kid Cosmo“, der mit seinem runden Grinsekopf nun wirklich harmlos aussieht, als Symbol steht, zeigt dann ein rascher Nachrichtenzusammenschnitt: Walt Disney hat in den 60er-Jahren damit begonnen, Roboter in seinen Vergnügungsparks einzusetzen, seither haben sie sich in der ganzen USA als Hilfsarbeiter durchgesetzt. Nun folgte der Aufstand der Maschinen und der Krieg der Roboter gegen die Menschen. 

TM/© 2024 Netflix. Used with permission. / TM/© 2024 Netflix. Used with permission.

Immer praktisch, wenn man auf unwirtlichen Straßen einen Bulliträger hat

Erst die Erfindung des Neurohelms, der es ermöglicht, menschliches Bewusstsein in eine leistungsfähigere Drohne zu übertragen, verhinderte eine drohende Niederlage der Menschheit. Der Krieg wurde gewonnen, aber die Menschen haben nicht viel davon, hängen sie doch jetzt apathisch rum und lassen ihre Drohnen die Arbeit machen.

In diese dystopische Welt steigt „The Electric State“ ein, mit 300 Millionen Dollar Budget einer der teuersten Netflix-Filme. Michelle hat Eltern und Bruder mittlerweile bei einem Autounfall verloren. Aber plötzlich steht Blechsmiley Kid Cosmo vor ihr und macht ihr klar, dass Chris’ Geist in ihm steckt – er also noch lebt. Sie macht sich auf die Suche nach ihm in der sogenannten Exklusionszone, in die alle Roboter verbannt wurden. Auf dem Weg gabelt sie einen Han-Solo-artigen Gauner (Chris Pratt) auf, der seinerseits (verbotene) maschinelle Begleitung hat.

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ô/© 2024 Netflix. Used with permission. / ô/© 2024 Netflix. Used with permission.

Chris Pratt (links), Millie Bobby Brown und ihre jeweiligen maschinellen Begleiter

Das Roboterghetto ist bevölkert von Automaten à la Weissagezauberer, wie man sie auch im Prater findet. Das ergibt eine putzige Retrooptik, die sich reizvoll von der Weltuntergangsstimmung abhebt. Michelle ist auf die Hilfe all dieser Ausgestoßenen angewiesen im Kampf gegen den Erfinder des Neurohelms, der – er wird schließlich von Stanley Tucci gespielt – der Fiesling hier ist. Auch ein selbstspielendes Klavier zieht mit die Schlacht – mit „I will survive“.

Paul Abell, © 2025 Netflix, Inc. / PAUL ABELL

Stanley Tucci hat als Neurohelm-Erfinder Ethan Skate nicht nur Gutes im Sinn

US-Kritiker haben diese Adaption einer Graphic Novel von Simon Stålenhag einhellig zermerschert. Wirklich nachvollziehbar ist das nicht. Als Popcorn-Patschenkino taugt der Film ohne weiteres, die wenigsten werden sich Arthouse-Science-Fiction von Millie Bobby Brown (bekannt aus „Stranger Things“) erwarten. 

ô/© 2025 Netflix. Used with permission / ô/© 2025 Netflix. Used with permission.

Die Bilder sind üppig, es gibt Anspielungen auf Klassiker des Genres (etwa „E.T.“) , es gibt ein paar halbwegs originelle Ideen und ein paar gute Gags (es könnten zugegeben mehr sein). Am ehesten könnte man sich am esoterischen Kitsch stören, der mitunter als Kitt untergeschmiert wird. Aber wenn das schon der schlechteste Film des Jahres sein soll, müssen die Ansprüche plötzlich und unbemerkt sehr gestiegen sein.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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