
Philipp wird gebeten, einen Beitrag zur Trauerfeier einer alten Bekannten zu leisten. Dafür bekommt er einen blinkenden Knopf, den er sich an die Schläfe pappt. Eine Stimme bittet ihn, an Carols Gesicht zu denken. Aber die neblige Erinnerung reicht der Stimme nicht. Deswegen fragt sie ihn, ob er nicht Fotos hat. Ja schon. Da sieht man aber Carol nur von hinten. Dann schlägt die Stimme Philipp (Paul Giamatti) vor, in das Foto hineinzusteigen – das hilft dem Gedächtnis meist. Und genau in diesem Moment weiß man, dass man gerade eine Folge („Eulogy“) der Serie „Black Mirror“ sieht.
Ein Haken
Denn die Spezialität dieser Reihe von Charlie Brooker ist es, solche kleinen verrückten Sehnsüchte des Alltags – wenn man sich etwa ärgert, weil man so gern wüsste, wie das Foto auf dem oberen Bildrand weitergegangen wäre – zu stillen. Leider haben diese Erfindungen bei „Black Mirror“ dann immer einen Haken.
„Black Mirror“ ist bekannt für absurde Dystopien, die so unheimlich sind, weil sie nur einen halben Schritt entfernt sind von der tatsächlichen Realität. In den vergangenen Jahren ist die Serie sprichwörtlich geworden, weil sich echte Entwicklungen von Pandemie bis Trump ähnlich surreal anfühlten. Die siebte Staffel, die ab sofort auf Netflix verfügbar ist, hat auch wieder beklemmende Zukunftsvisionen auf Lager (wie die Frau mit Hirntumor, deren Leben durch eine Art Cloud-Backup gerettet wird, das Service wird nur leider mit jedem Update teurer).
Aber diesmal spielt auch Nostalgie eine Rolle. Etwa in der Episode „Hotel Reverie“, in der eine Schauspielerin für ein Hightech-Remake in die „Matrix“ eines Schwarz-Weiß-Films geschleust wird. Und natürlich für Chaos sorgt. Da fällt übrigens auch der Kommentar, dass das Klassikerfilmstudio seinen Back-Katalog allen Streamern (also auch Netflix) angeboten hat, aber die waren KFI („Keinen Furz interessiert“).
Auch so eine Besonderheit von „Black Mirror“, der freche Sarkasmus. Selbst im siebten Aufguss sehenswert.
Source:: Kurier.at – Kultur