Nummernrevue mit Tarot-Karten

Kultur

Sara Ostertag setzt sich mit „Run Wild In It“ im Kosmos Theater über Genre-Grenzen hinweg

Von Susanne Zobl

Die Wiener Regisseurin Sara Ostertag hat eine Hand für das Unkonventionelle. Mit Produktionen wie „Dunkelblum“, der Bearbeitung von Eva Menasses Roman über die Ermordung von jüdischen Zwangsarbeitern 1945, oder Ilse Aichingers „Spiegelgeschichte“, beides in St. Pölten am Landestheater Niederösterreich, oder Alja Rachmanowas Tagebuchroman „Die Milchfrau“ über eine russische Emigrantin, verblüfft sie das Publikum mit ihrer besonderen Art, Sprachkunstwerke mit Musik in Einklang zu bringen.

Im Dezember eröffnet sie die Saison im NEST, der Spielstätte der Staatsoper für ein junges Publikum. 2025 übernimmt sie als künstlerische Geschäftsführerin das TAG in der Gumpendorferstraße. Mit der von ihr mitbegründeten Truppe makemake produktionen verblüffte sie im Kosmos Theater mit „Run Wild In It“. Was diese Produktion sein will, verrät sie nicht. Wer alles irgendwie irgendwo einordnen will, kann sich mit einem oder besser mit allen drei Vorschlägen aus dem Untertitel bedienen: „Ein Konzert, eine Performance, ein Spiel mit der Deutung“, ist da zu lesen. Alles trifft zu. Paul Plut hat die Musik geschaffen. Seine dreiköpfige Band spielt einen Mix aus bekannten Rock-Songs und einer Art von Wienerischem Rock. Dolores Winkler führt mit eindringlichen Blicken durch das Geschehen. „Pick a Card“, fordert sie das Publikum auf. Was auf der Bühne geschieht, richtet sich angeblich nachdem, welche Karte gezogen wird. Das kann man glauben oder auch nicht, denn die Karten blanke, große, weiße Tafeln. Was gezogen wurde, erfährt man über eine Projektion. Wie weit das geplant war oder tatsächlich Zufall ist, darüber kann man nur mutmaßen. Aber das spielt keine Rolle. Wer nichts vom Kartenlegen oder von Wahrsagerei hält, dem bleibt eine Nummernrevue, deren Programm die Deutung von Spielkarten ist. Am  Ende tritt noch ein Orakel auf. Was zählt, ist die kraftvolle Performance von Dolores Winkler, die wie eine Art Magier mit eindringlichen Blicken in ihren Bann zieht und wie alle Beteiligten beklatscht wird.

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Die Produktion ist in bearbeiteter Form bei der Tangente in St. Pölten von 28. – 30. Juni zu sehen.

KURIER-Wertung: 3 von 5 Sternen

 

 

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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