„Rembrandt – Hoogstraten“ im KHM: Im Zweifel für die Hundemalerei

Kultur
Rembrandt-Bild bei Ausstellung im KHM: Mädchen in einem Bilderrahmen

Eine KHM-Ausstellung bringt das holländische Malergenie in Dialog mit dessen Schüler – und führt an die Frage heran, was großartige Malerei ausmacht.

Man muss schon sehr genau hinschauen, um die zwei kopulierenden Hunde zu erkennen.

Am linken unteren Rand des Gemäldes „Die Predigt Johannes des Täufers“, das Rembrandt Harmenszoon van Rijn 1634/‘35 malte, gehen die beiden Tiere ihrer Tätigkeit nach – das Gemälde hängt gleich links vom Eingang in der großen Herbstausstellung „Rembrandt – Hoogstraten“ des Wiener Kunsthistorischen Museums.

Samuel van Hoogstraten konnte sich über so etwas sehr aufregen. Eine derartige „ekelhafte Abscheulichkeit“ habe in einer Szene mit einem Heiligen nichts verloren, schrieb er in seinem Traktat „Einführung in die hohe Schule der Malkunst oder Die sichtbare Welt“, der 1678 erschien. Rembrandt war da schon seit neun Jahren tot, und die Zeit, als Hoogstraten bei ihm Schüler gewesen war, lag über 30 Jahre zurück.

Gegenüberstellung Rembrandt – Hoogstraten

Dem KHM gelingt es nun, aus der Gegenüberstellung der beiden Personen eine Ausstellung zu zimmern, die viel weniger akademisch-historisch daherkommt, als man erst vermuten würde: Führt sie doch zu elementaren Fragen wie jener, was ein Bild in seinem Wesen ausmacht und wozu Illusionen imstande sind. 

Und dann geht es um nichts weniger als die Frage, was große Kunst ausmacht – und ob man lernen kann, sie zu schaffen.

Rembrandt-Ausstellung im KHM Wien: Täuschend echt

Wie viele Künstler vor ihm maß Rembrandt der Fähigkeit der Malerei, die Sinne zu täuschen, große Bedeutung bei, erklärt Kuratorin Sabine Pénot. Im Auftaktsaal der Schau ist etwa die „Heilige Familie mit dem Vorhang“ zu sehen – ein kleines Gemälde, in dem die Szenerie nicht nur von einem illusionistisch gemalten Bilderrahmen eingefasst wird, sondern auch von einem ebenso gemalten Stück Stoff, das an einer Vorhangstange zu flattern scheint.

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Hoogstraten, der in Rembrandts Werkstatt kam, als dieser gerade seine berühmte „Nachtwache“ gemalt hatte, wusste solche Illusionen zu perfektionieren. Den Kniff, Dargestellte in Porträts scheinbar aus dem Bildraum heraustreten zu lassen, führten ihn zu Werken wie dem „Alten Mann im Fenster“, in dem nicht nur Gesichtsfalten, Barthaare und eine Feder am Fenstersims unmittelbar „greifbar“ scheinen, sondern auch der scheinbar aus Steinblöcken bestehende Fensterrahmen selbst. 

KHM-Museumsverband

Darüber hinaus profilierte sich Hoogstraten mit neuartigen Stillleben, sogenannten „Steckbrettern“, auf denen Gegenstände, scheinbar mit einem Band fixiert, so exakt wiedergegeben werden, dass man meint, man könne die Dinge herunterpflücken.

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Den österreichischen Kaiser Ferdinand III. beeindruckte Hoogstraten bei einer Audienz 1651 damit so sehr, dass der Monarch sich einige Bilder gleich behielt und weitere in Auftrag gab – darunter eine gemalte Ansicht des Platzes in der inneren Hofburg, in die sogar eine echte Uhr eingebaut wurde. Der Karriere des Malers gab die kaiserliche Wertschätzung dann auch den erwarteten Schub – er reüssierte in weiterer Folge etwa in London.

Hoogstraten, ein ziemlicher Angeber

Dennoch kommt Hoogstraten in der Gegenüberstellung mit seinem einstigen Lehrmeister am Ende als ziemlicher Angeber rüber: Zu sehr sind seine malerischen Versuchsanordnungen vom Verlangen geprägt, zu zeigen, was möglich ist, und was er, Hoogstraten, alles vermag (die „Kunst kommt von Können“-Fraktion wird ihre Freude haben).

Akademisch vs. lebendig

Der analytische Zugang, der letztlich in seinem Traktat gipfelte, führte dann …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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