„Roméo et Juliette“ an der Staatsoper: Glänzende Debüts und ein hervorragender Dirigent

Kultur

Staatsoper beweist mit Charles Gounods „Roméo et Juliette“ einmal mehr ihre Stärke als Repertoire-Haus.

Von Susanne Zobl

Nach zwei erstklassig besetzten Produktionen, Bizets „Carmen“ und Verdis „La Traviata“, demonstriert die Wiener Staatsoper mit Charles Gounods „Roméo et Juliette“ einmal mehr ihre Stärke als Repertoire-Haus. Auf der Bühne fast ausschließlich Rollendebüts, im Graben ein Dirigent, der weiß, wie diese Shakespeare-Vertonung zu klingen hat. Bertrand de Billy hält die Zügel straff in der Hand, generiert vom ersten Takt an Hochspannung, lässt feinste Nuancen hören, arbeitet die Dramatik  und atemberaubende, kammermusikalische Momente (exzellent die Celli) heraus. 

Verstörend schön bringt er lyrische Passagen zum Schweben und den philharmonischen Klang zur Entfaltung, alles mit Blick auf das Bühnengeschehen. Präzise führt er das Ensemble, bringt den Walzer von Juliettes „Je veux vivre“ zum Schweben. 

Das kostet Nadine Sierra in jeder Phase aus, wirft sich mit Verve in diese Arie und lässt die Lebensfreude einer jungen Frau spüren. Die amerikanische Sopranistin, die zum ersten Mal in diesem Haus auftritt, ist eine famose Julia. Ihr „Amour ranime mon courage“ gerät zu einem dieser besonderen Momente, wo Oper überwältigt: wenn diese Sängerin ihre Zweifel in absolute Entschlossenheit wandelt, sich immer mehr in diese Figur hineinsteigert, fulminant die Höhen erreicht, reißt sie das Publikum mit und wird dafür minutenlang gefeiert. 

Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Saimir Pirgu ist ihr ein exzellenter Romeo. Er teilt sich seine Kräfte ein, setzt auf seine Kunst zu phrasieren und bringt seine Tenorstimme zum Aufleuchten. 

Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

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Nicht genug kann man hervorheben, dass auch die anderen Rollen ausgezeichnet besetzt sind. Patricia Nolz intoniert den Stéphano brillant. Daniel Jenz zeigt Tybalt mit Schärfe und besticht mit Bühnenpräsenz. Stefan Astakhov lässt als Mercutio aufhorchen, Peter Kellner als Frère Laurent. Wolfgang Bankl und Stephanie Houtzeel ergänzen einnehmend als Capulets. Andrei Maksimov, Dan Paul Dumitrescu, Marcus Pelz, Juraj Kuchar und der sehr gut disponierte Staatsopernchor werden zurecht bejubelt. 

Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Jürgen Flimms Inszenierung aus dem Jahr 2001, deren zentrales Element Patrick Woodroffes Lichtarchitektur ist, punktet durch ihre Unaufdringlichkeit.

KURIER-Wertung: 4 Sterne

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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