Song Contest mit Palästinensertuch und Wundverbandskleid

Kultur

Trotz Verboten, die den Song Contest unpolitisch halten sollen, gab es schon am Dienstag einen propalästinensischen Kommentar. Am Donnerstag tritt Israel im zweiten Semifinale an.

Es waren noch keine zehn Minuten des ersten Semifinales vergangen, da war schon ein Palästinensertuch auf der Bühne zu sehen. Und die Illusion von der unpolitischen Veranstaltung, die sich der Eurovision Song Contest so gern vorträumt, war geplatzt. Sänger Eric Saade trug das Tuch als kaum verstecktes Solidaritätssymbol ums Handgelenk gewickelt. 

Als Sohn eines palästinensischen Libanesen ist das nachvollziehbar. Tatsächlich hatte der Veranstalter, die European Broadcasting Union (EBU) allerdings alle palästinensischen Symbole und Flaggen für die Liveshows verboten. Deswegen hatte auch die irische Teilnehmerin, Bambie Thug, ihre Körperbemalung ändern müssen. Bei den Proben war da noch in der Ogham-Schrift, die in Irland im frühen Mittelalter genutzt wurde, die Wörter „Waffenstillstand“ und „Freiheit“ gestanden. 

Hexe statt Waffenstillstand

Bei der Live-Show am Dienstag hieß es „Crown the Witch“ – zu deutsch „Krönt die Hexe“, dieser Satz war auch in Graffiti-Schrift am Ende ihres Auftritts auf der LED-Leinwand zu lesen.

Die EBU hat all diese Vorschriften erlassen und hat die israelische Teilnehmerin Eden Golan ihren Song umschreiben lassen, damit er nicht mehr auf das Hamas-Massaker am 7. Oktober anspielt, in einer verzweifelten Hoffnung: Dass das Event eine unschuldige Musikparty bleiben kann. Der Song Contest kann und will sich nicht in den Nahostkrieg einmischen. 

Polizeischutz für Song Contest

Dass das nicht möglich ist in einer dermaßen aufgeheizten Stimmung, zeigt nicht nur das Handgelenk von Eric Saade. Das zeigen Morddrohungen, die die israelische Teilnehmerin Eden Golan erhalten hat, die deswegen in Malmö an einem sicheren Ort untergebracht ist, den sie nur zu ihren Auftritten verlässt. Das zeigt ein verstärktes Polizeiaufkommen in Malmö, es wurden auch Beamte aus Dänemark und Norwegen angefordert. Das zeigt, dass Israel die Reisewarnung in die schwedische Stadt auf mittlere Bedrohung hochgestuft hat. 

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Malmö hat Antisemitismusproblem

Eine „potenzielle Bedrohung“ hatte schon zuvor gegolten, denn Malmö hat auch ohne Song Contest ein Antisemitismus-Problem. Nach den Hamas-Angriffen hatte es feiernde Karawanen mit palästinensischen Flaggen gegeben. Seither hat es zahlreiche Demonstrationen gegen Israel gegeben. Am Tag des Grand-Prix-Finales selbst sind ebenfalls Demos angekündigt – darunter sowohl propalästinensische als auch proisraelische Kundgebungen. Tausende Teilnehmer werden erwartet.

Die südschwedische Stadt hat etwa 360 000 Einwohnerinnen und Einwohner, darunter viele mit palästinensischer Abstammung. Björn Westerström, Forscher eines Projekts der Stadt gegen Antisemitismus, betont, dass die israelfeindliche und schnell dann auch judenfeindliche Stimmung nicht zwingend von bestimmten Personengruppe ausgehe. Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen engagierten sich in diesem Konflikt. „Sie sehen den Antisemitismus nicht. Sie sind so politisch geworden, sie sind so eingenommen, dass sie den Hass, den sie benutzen, nicht erkennen“, sagt der Experte.

Eden Golan singt am Donnerstag

Antisemitismusforscher Christer Mattsson von der Uni Göteborg sagte der dpa, Malmö leiste schon länger Aufklärungsarbeit, habe in den letzten Jahren zahlreiche Gegenmaßnahmen ergriffen. „Antisemitismus ist aber nicht etwas, das innerhalb weniger Jahre gelöst wird.“

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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