Weinen mit Celine Dion

Kultur

„I Am Celine Dion“: Die Sängerin zeigt in einer Doku, wie eine neurologische Krankheit ihre Karriere beendet hat. Das ist so erschreckend wie berührend.

Amazon Prime. Im Internet gibt es viele Videos, die mit Celine Dions Musik – ernst oder ironisch – hinterlegt sind. Eins davon zeigt den Text: „Wir sind als Kinder nicht zum Therapeuten gegangen. Wir haben das gesungen und getanzt und die Psyche war wieder heil.“ Im zugehörigen Clip führen zwei Männer eine tapsig-hingebungsvolle Choreografie zum Song „I’m Alive“ auf.

Bei der Doku „I Am Celine Dion“ auf Amazon Prime wünscht man sich an vielen Stellen, Dion könnte sich selbst mit dieser Methode in Ordnung bringen. Doch so einfach ist es nicht. Der Film ist eine schonungslose Bestandsaufnahme der Heimtücke ihrer Krankheit. Dion leidet am Stiff-Person-Syndrom. Dieses Schicksal ereilt einen von einer Million Menschen, statistisch gesehen. Die neurologische Krankheit verursacht Krämpfe von Muskeln, Sehnen und Nerven. Für Dion hatte sie die berufsbeendende Folge, dass sie ihre Stimme nicht mehr nutzen kann.

Aufgedunsenes Gesicht

Die Dramaturgie der Doku kennt keine Gnade. In den ersten Minuten sieht man eine Teenager-Celine in ein Interview-Mikro sagen: „Mein größter Wunsch ist, mein ganzes Leben lang singen zu können.“ Wenige Minuten später sieht man dieselbe Frau mit von Medikamenten aufgedunsenem Gesicht weinen, wenn sie sagt: „Ich vermisse das Singen so sehr.“ Taschentuchalarm. Großes Taschentuch.

Erschütternd nahbar

Der Weltstar, der durch seine Perfektion früher oft auch eine Aura der Arroganz verströmte, wird erschütternd nahbar in der Doku. Sie wird begleitet, wie sie ihre Medikamente ordnet oder nostalgisch durch einen Lagerraum mit ihren Luxuskleidern streift. Sie versucht, einen Song aufzunehmen, die Anstrengung, unbedingt wieder so zu klingen wie früher, führt zum Krampfanfall. Die Kamera bleibt drauf. Als sie sich erholt hat, spielt ihr Arzt ein Lied am Handy ab, „Who I Am“ von Wyn Starks. Sie kann nicht anders, als mitzusingen. Es mag eine Niederlage gegen den eigenen Körper gewesen sein, aber was soll helfen, wenn nicht Musik? Wieder Taschentuchalarm. Riesiges Taschentuch. 

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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