Christian Kern und der „Rausch des Populismus“

Politik

Der Ex-Kanzler glaubt nicht, dass sich ein FPÖ-Wahlsieg bis zum Herbst noch verhindern lässt.

Von Josef Gebhard und Charlotte Pichler

Selbst ziehe es ihn nicht mehr zurück in die Politik. Schließlich sei er als Unternehmer ausgelastet, betont Ex-SPÖ-Kanzler Christian Kern. Auf Einladung des Public Relations Verbandes Austria nahm er am Mittwoch immerhin eine Analyse der politischen Kommunikation im Superwahljahr 2024 vor.

Kerns Befund fällt düster aus. Er spricht von einem „Rausch des Populismus“ und einer „Brutalisierung der politischen Kommunikation“, die im Zuge der globalen Krisen – von Corona bis hin zum Ukrainekrieg – Einzug gehalten habe. Eine Entwicklung, die eng zusammenhänge mit der „ökonomischen Erosion“ der klassischen Medien.

Parallel dazu der Aufstieg der Sozialen Medien, die von Zuspitzung leben würden, und von Parteien wie der FPÖ, die geschickt eigene Medienkanäle aufgebaut hätten und sich dem inhaltlichen Diskurs entziehen würden.

Anders als sein Nachnachfolger Andreas Babler glaubt er nicht, dass sich ein blauer Sieg bei der Nationalratswahl noch verhindern lässt. „Jetzt kommt erst der Sommer, wo die Wähler nicht von Politik belästigt werden wollen. Bleiben also noch vier bis fünf Wochen, um das Meinungsklima zu drehen.“ Und in Anlehnung an die jüngste Botschaft von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil an die rote Parteispitze: „Da wünsche ich viel Glück, wenn man glaubt, dass man die FPÖ noch vor der Wahl stellen kann.“

Einsame Abende

Bei den publik gewordenen Vorwürfen rund um die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling findet er vor allem bemerkenswert, wie liberale Medien aufeinander eingeprügelt hätten. Weniger hingegen die Causa selbst: „Denn wer in der Politik die Charakterfrage stellt, hat gute Chancen auf einsame Abende.“

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Bleibt die zuletzt losgebrochene Koalitionskrise rund um das Renaturierungsgesetz. In den Augen Kerns hätten darin Grüne wie ÖVP den Disput nützen können, um ihr jeweiliges Profil zu schärfen. „Neos und SPÖ haben nach dieser Woche Grund, nachdenklich zu sein.“

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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