Debatte um Islam-Unterricht: Müssen Lehrerinnen Kopftuch tragen?

Politik

Die Diskussion um eine Lehrerin, deren Vertrag nicht verlängert wurde, weil sie kein Kopftuch trägt, ebbt nicht ab.

Nach einem erstinstanzlichen Urteil des Arbeits- und Sozialgerichts soll die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich – kurz IGGÖ – eine Islamlehrerin diskriminiert haben. Die IGGÖ will das Urteil anfechten.

In Österreich gibt es derzeit 650 islamische Religionslehrer, der Inhalt des Religionsunterrichts obliegt der Kirche – genauer gesagt der IGGÖ, der österreichische Staat sei nur für die obligatorischen Dinge zuständig. Die IGGÖ steht derzeit in der Kritik: Einer Lehrerin wurde der Vertrag nicht verlängert, weil sie im Unterricht kein Kopftuch trug. 

Das Tragen des Kopftuches sei zwar Teil der Glaubenspraxis, doch stehe die Freiwilligkeit im Mittelpunkt, so IGGÖ-Sprecherin Carla Amina Baghajati im Ö1-Morgenjournal. Laut Baghajati herrsche somit auch keine Kopftuchpflicht für Lehrerinnen im Klassenraum. 

Die IGGÖ wurde wegen Verstoßes gegen das Gleichbehandlungsgesetz zur Zahlung von Schadensersatz in Höhe von 15.000 Euro verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Ruf nach Alternativen

Der Soziologe Kenan Güngör verortet den Kern des Problems darin, dass die IGGÖ allein für den Islamunterricht und die Lehrerausbildung zuständig ist. „Die IGGÖ vertritt die konservativen muslimischen Vereine, wir haben aber einen sehr großen moderaten Teil der Muslime“, sagt der Soziologe.

Güngör sieht darin auch einen Grund, warum in Wien fast 38 Prozent der insgesamt 42.400 muslimischen Pflichtschüler vom islamischen Religionsunterricht abgemeldet sind. „Es gibt die eine Gruppe, die den Unterricht für viel zu konservativ hält. Aber es gibt auch jene, die sagen, der Unterricht sei viel zu weich. Das sind eher die radikalen Gruppen“, erklärt Kenan Güngör. 

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Das sieht die Islamische Glaubensgemeinschaft etwas anders. Laut IGGÖ seien die Abmeldungen deshalb so hoch, weil der Religionsunterricht oft am Nachmittag stattfindet.

Wunsch nach Alternativen

Dass der Ruf nach Alternativen zum Religionsunterricht immer lauter wird, bestätigen beispielsweise Pilotprojekte wie W.I.R („Werte – Interkulturelles Lernen – Religionen“). 

Das Projekt wurde für Schüler und Schülerinnen der Sekundarstufe 1 entwickelt. Ziel sei die Auseinandersetzung mit religiösen, ethischen und philosophischen Fragen im Unterricht. Derzeit läuft W.I.R an acht Wiener Schulen.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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